Junge Frau, alte Burgen

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Sonntag, Apr. 27, 2025
Der Denkmalschutz wird in den meisten Fällen ein Wörtchen mitreden wollen. Behindert Sie das bei Ihrer Arbeit?
Nein, im Gegenteil. Alle verfolgen ja dasselbe Ziel, nämlich historische Bauten möglichst gut zu erhalten bzw. wiederherzustellen und hinterher schonend zu nutzen. Daher binde ich den Denkmalschutz gerne von Anfang an in ein Vorhaben ein. Natürlich erhöht eine denkmalgerechte Sanierung manchmal die Kosten, aber falsch zu sanieren, ist die allerteuerste Lösung.
Was ist die größte Herausforderung?
Generell sind das immer die Finanzen. Und spontane Probleme. Da fehlt manchmal eine Zuwegung für einen Kran, oder es befindet sich eine Grotte unter einer Kirche – das muss dann erstmal abgestützt werden und fordert Zeit, Geld und Nerven. Daher ist es wichtig, immer flexibel zu sein. In vielerlei Hinsicht.
Haben Sie schon mal den Tipp gegeben „Besser abreißen“? Oder auch abreißen und neu bauen?
Jein. Manchmal ist es sinnvoll, Teile abzureißen, wenn diese nicht mehr erhalten werden können. Man kann zum Beispiel die Fassade stehenlassen und dahinter völlig neu bauen, sprich: die Fassade in die heutige Nutzung integrieren. Oder man lässt Ruinenteile stehen und umbaut sie mit Glas. Ich finde diese Kombination von Alt und Neu toll. Und es gibt ja bei Burgen kein Baujahr. Sie wurden schließlich über Jahrhunderte immer wieder überformt. Warum also nicht auch etwas aus unserer Zeit einbauen? Wir bekommen jedenfalls regelmäßig sehr gutes Feedback, wenn die Bauherren sich darauf einlassen.
Bei so einem wichtigen Projekt wie einem historischen, prägenden Gebäude wollen doch sicherlich viele mitreden. Hand aufs Herz: nervt das nicht?
Nein, gar nicht. Das ist ganz wichtig, denn es soll ja gut werden. Daher binde ich immer von Anfang an alle Akteure mit ein, die Anwohner, die Politik, und natürlich die Investoren. Wir haben ein Workshop-Konzept entwickelt, dass wir bei größeren Projekten voranstellen. So fühlt sich niemand übergangen, es wird von Beginn an mit offenen Karten gespielt. Tatsächlich klappt die Zusammenarbeit mit Städten, Kommunen oder Unternehmen meist sehr gut, denn diese haben einen festen Kostenrahmen und klar abgesteckte Ziele.
Was sind die größten Missverständnisse, die Ihnen immer wieder begegnen?
Manchmal gibt es Irritationen, weil ich eine junge Frau bin. Aber nach etwa einer Stunde Beratung über das Vorhaben verstehen die Auftraggeber – meistens tatsächlich Männer – dass ich sehr kompetent bin. Das weiß ich, weil sie mir das hinterher häufig erzählen. Da mir das seit Jahren so geht, kann ich aber inzwischen sehr gut damit umgehen.
Wie schaffen Sie es, sich durchzusetzen?
Einfach machen – das ist meine Devise. Und die eigene Kompetenz nicht in Frage stellen. Viele Frauen zweifeln viel zu sehr an sich. Aber das ist meist völlig unnötig. Es klingt nach Klischee, aber es ist so: Männer agieren und verhandeln anders. Das Geheimnis ist anpacken, aus Fehlern lernen und besser werden.
Thema Existenzgründung: Kann man eine Existenz auf einer Burg aufbauen? Ist das nicht eher ein Groschengrab?
Das würde ich eher umgekehrt sehen. Meist kommen die Leute mit einem bestimmten Objekt samt Konzept zu mir und suchen Beratung. Ich kann schon sehr frühzeitig sehen, ob es funktionieren kann oder nicht. Kalkulierbare Einnahmen sind wichtig. Burgen und Schlösser eignen sich sehr für eine Verwaltung. Oder ein Hotel, das nicht in erster Linie auf Walk-Ins angewiesen ist, sondern auch längere Aufenthalte anbietet. Sowas wie ein Yoga-Retreat. Auch Reha-Kliniken können sich gut eignen. Wohnkonzepte funktionieren meist auf Grund der Notwendigkeit von starken Eingriffen in die Bausubstanz weniger.
Sollten alle Burgen und Schlösser öffentlich zugänglich sein?
Große Objekte mit prägender Wirkung sollten schon öffentlich zugänglich sein. Stellen Sie sich vor, das Schloss Charlottenburg in Berlin wäre in privater Hand – sowas wäre schade. Aber wenn sich jemand ein Herrenhaus herrichtet, um darin zu leben – warum nicht einfach mal das Tor zulassen. Das finde ich völlig okay. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass ungebetene Gäste nicht nur neugierig sind, sondern manchmal sogar Schaden anrichten. Mit Risiken, wie Brandstiftung und Vandalismus beschäftigen wir uns schon früh in der Projektplanung. Ein historisches Gebäude auf so unnötige Weise zu verlieren, wäre mehr als bedauerlich.
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