Am Samstag klingelte es überraschend an der Tür und ein Bote vom Berliner Senat überreichte Dr. Kleinschmidt die Berliner Ehrennadel für besonderes soziales Engagement mit Urkunde und Präsentkorb. In Zeiten von COVID 19 ist alles anders. Die Geehrte freute sich aber auch so sehr: „Es ist eine Ehre für das gesamte Team von Interplast Berlin Paraguay, dass sich seit nunmehr über einem Jahrzehnt für benachteiligte Kinder einsetzt.“
Kindern eine neue Zukunft eröffnen
Elf Ärzte und Pflegekräfte aus Deutschland bringen ihre berufliche Qualifikation und Arbeitszeit ein und operieren jeweils im November zwei Wochen lang ehrenamtlich und kostenlos Patienten ohne Krankenversicherung. Einsatzort ist eine Klinik in der kleinen Stadt Presidente el Franco am Rande des Dschungels von Paraguay an der Grenze zu Brasilien. Bei jedem Einsatz wird praktisch ein mobiles Krankenhaus in den Urwald gebracht – alles selbst organisiert. In der Sprechstunde visitieren die Ärzte jedes Mal etwa 400 Patienten, operiert werden dann rund 80, zu 90% Kinder und Säuglinge mit angeborenen und erworbenen Fehlbildungen. Dazu zählen Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, Fehlbildungen von Extremitäten, wie Händen und Füßen sowie Tumorerkrankungen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Behandlung der Spätfolgen sogenannter Verbrennungskontrakturen, die gravierende Wachstumseinschränkungen verursachen. „Die Menschen in Paraguay haben das gleiche Anrecht auf eine gute medizinische Behandlung wie die Patienten in meiner Praxis in Berlin Charlottenburg. Aber was hier selbstverständlich ist und von den Krankenkassen getragen wird, wird dort nicht behandelt. Das hat gravierende Folgen für das Wachstum, die Schulbildung aber auch die soziale Entwicklung der Kinder,“ so die Fachärztin.
Einsatzkräfte vor Ort werden ausgebildet, die Versorgungslage verbessert
Der Standort der Klink ist im Verlauf des Projektes zu einer wichtigen Anlaufstelle für Hilfsbedürftige geworden – auch außerhalb der OP-Einsätze von Interplast Berlin-Paraguay e.V.. Die Kapazität der Klinik wurde im Laufe des Projekts von 8 auf 62 Betten erweitert. Hygienische Standards wurden vermittelt. Mittlerweile gibt es zwei vergleichsweise gut ausgestattete Operationssäle, die auch von den vor Ort ansässigen Chirurgen und Gynäkologen genutzt werden.
Jeder gespendete Euro kommt direkt bei den Kindern an
Das Projekt wird durch Spenden finanziert. Es werden – in normalen Jahren – rund 35.000 EUR benötigt. Die Gelder werden ausschließlich für Verbrauchsmaterialien, Transport, Unterbringung, Übergepäck und für Leihgebühren oder Ankauf von Geräten und Medizintechnik verwendet. Alle Organisations- und Planungsarbeit sowie die Arbeit vor Ort erledigen die Teammitglieder ehrenamtlich neben ihrem Beruf. Die vollständige Versorgung eines operierten Kindes von A-Z kostet rund 250€.
Ein ehrenamtliches großes Engagement, das Herzen erfüllt
Die zehnjährige Damaris – ein verständiges und warmherziges junges Mädchen – bedankte sich beim letzten Einsatz bei den Ärzten, dass diese allen Kindern hier (im Krankenhaus) ihren Traum erfüllen. Und dieser Traum ist es, ein ganz normales Leben führen zu dürfen ohne Schmerzen, Missbildungen und gesellschaftliche Ausgrenzung. „Wir fahren nach Paraguay, um Hilfe zu schenken, bekommen aber mindestens genauso viel an Liebe und Dankbarkeit zurückgeschenkt,“ erzählt Dr. Annett Kleinschmidt mit strahlenden Augen.
Im November 2021 steht der nächste Einsatz an.Mehr Infos zum Projekt unter www.docure.de/soziales-engagement.html und interplast-berlin.org/.
Über Dr. med. Annett Kleinschmidt, DOCURE Berlin:
Dr. med. Annett Kleinschmidt absolvierte ihr Medizinstudium an der Medizinischen Hochschule Hannover und an den Universitätskliniken Zürich (Schweiz), Newport Beach / Orange County (U.S.A.), Kapstadt (R.S.A.) und Peking (China). Den Facharzt für Allgemeinchirurgie und die anschließende Ausbildung zur Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie machte sie im Martin-Luther-Krankenhaus, Berlin, in Brasilien an der Universitätsklinik USP Sao Paulo und im Helios Klinikum Emil von Behring in Berlin. Dort war sie sieben Jahre als Oberärztin in der Abteilung für Plastische und Ästhetische Chirurgie tätig, bevor sie 2016 ihre Praxis DOCURE mit ambulantem OP- Zentrum in Berlin nah am Kurfürstendamm eröffnete.
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