Das Interesse an den Beispielen, die das Umdenken in der Architektur- und Baubranche erfahrbar machen, ist groß. Mehr als 200 Anmeldungen für die dreiteilige digitale Exkursionsreihe via Zoom-Videokonferenz haben den Veranstalter ReBAU schon vor Beginn erreicht. Und weil die Anmeldung kostenlos ist und ein Zugang sich automatisiert und datenschutzkonform beantragen lässt, ist eine Nachmeldung unter rebau.info/bildung/#webinarreihe jederzeit für alle möglich.
Rückbaubare Objekte, die Ressourcenbedarf von morgen decken
Wie die teils sehr spezifischen Nachfragen in der abschließenden Dialogrunde erahnen ließen, befanden sich unter den Teilnehmenden zahlreiche brancheninterne Fachleute. Die drei Impulsvorträge waren jedoch so gestaltet, dass auch Laien problemlos folgen konnten. Für jeweils rund 20 Minuten führten die Referenten reich bebildert per Bildschirmpräsentation zu dem jeweiligen Referenzgebäude.
Das war bei Gerhard G. Feldmeyer von HPP Architekten und Steffen Hebestreit von der INTERBODEN Gruppe das "The Cradle" genannte Holzhybrid-Bürogebäude, das INTERBODEN derzeit am Düsseldorfer Medienhafen errichtet. 2022 soll das Bauprojekt fertig werden. Den Namen verdankt es seiner Kernidee: Die Architektur ist an das Prinzip "cradle to cradle" ("von der Wiege bis zur Wiege") angelehnt, was meint, dass Bauelemente so konfektioniert und verbaut sind, dass sie sich zurückbauen und für ein neues Vorhaben wiederverwenden lassen.
Arnim Seidel vom Informationsdienst Holz sprach in seinem Vortrag über das im bayrischen Diedorf entstandene neue Schulgebäude des Schmuttertal-Gymnasiums. Der hervorstechendste Aspekt: hier wurde Holz als Tragstruktur und im kompletten Innenausbau verwendet. Das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderte Projekt ist in Holzbauweise geplant und verwendet eine "pädagogische Architektur", um Lern- und Lebensraum für junge Menschen sinnvoll zu verschmelzen.
Schließlich ging der Architekt Dietmar Riecks auf den Neubau einer Produktions- und Verwaltungsstätte für das Unternehmen viatraffic controlling in Leverkusen ein, das er als reine Holzbaukonstruktion konzeptioniert hat. Der Primärenergiebedarf ist mit 49,9 kWh/qm im Jahr gering und lässt sich dank vorausschauend geplanter Gebäudehülle in Kombination mit dem effizienten Heizsystem selbst decken. Photovoltaik auf dem Dach zu verbauen, findet Riecks übrigens nicht nur bei diesem Gebäude vorteilhafter als Begrünung, wünscht sich generell ein Umdenken bei der Politik, Dachflächen bevorzugt für die Energieerzeugung zu nutzen, statt Bepflanzungen vorzuschreiben.
Nächster Teil der Reihe schaut auf "Urban Mining"
Abschließend diskutierten alle Beteiligten über Details wie etwa die Recyclingfähigkeit von Holz. Feldmeyer bezeichnete in diesem Kontext The Cradle als "Rohstofflager", ohne zwingend zu glauben, dass die Gebäudestruktur nach Rückbau woanders 1:1 neu errichtet würde. Vielmehr gehe es bei allen konstruktiven Fragen stets um die Rückbaubarkeit, also auch darum, zum Beispiel Dämmung zu gewährleisten, ohne Verbundstoffe zu verwenden, die sich nicht trennen ließen. Riecks betonte, würde Holz geschreddert, sei das Downcycling, kein Recycling, daher müsse Ziel sein, beim Konfektionieren von Elementen schon mitzudenken, ob sie sich potenziell für neue Konstruktionen eignen würden.
Der zweite von drei Teilen der "Reinventing the Region"-Reihe beschäftigt sich am Donnerstag, 18. Februar 2021, ab 17 Uhr via Zoom mit "Urban Mining" in den Niederlanden und Belgien. Die drei Impulsvorträge werden in Englisch gehalten. Wer kamerascheu ist, braucht übrigens keine Sorgen haben: Alle Zuhörer dürfen ihre Webcam ausgeschaltet lassen, Fragen lassen sich via Chat stellen. Anmeldungen sind nach wie vor erwünscht unter rebau.info/bildung/#webinarreihe.
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