Dass Tausende Smartphones von Politiker:innen, Menschenrechtler:innen, Pressevertreter:innen und anderer Personen mithilfe der israelischen Spähsoftware Pegasus ausgeforscht wurden, schlug im vergangenen Sommer hohe Wellen. Unter anderem wurden die unwissenden Opfer über präparierte Nachrichten mit der Schadsoftware infiziert, ohne dass sie dafür irgendetwas machen mussten. Pegasus kann unter anderem Gespräche mitschneiden, Kameras aktivieren oder Standortdaten auslesen. „Das ist nur einer von vielen Fällen, in denen in den vergangenen Jahren Softwareschwachstellen ausgenutzt werden konnten. Gerade in komplexen Softwaresystemen gibt es derzeit noch viele Lücken“, sagt Thorsten Holz. Vorhandene Sicherheitslösungen, etwa auf Protokoll-Ebene, seien zwar theoretisch sicher, die eigentliche Softwareimplementierung von komplexen Systemen enthält laut dem CISPA-Forscher aber in der Praxis häufig Schwachstellen.
In dem von der EU geförderten Projekt RS3 will Thorsten Holz in den nächsten fünf Jahren zusammen mit einem sechsköpfigen Team die Herausforderung aus verschiedenen Perspektiven angehen. „Systeme müssen widerstandsfähig gegen ganze Klassen von Angriffen sein und zudem die Sicherheit über die gesamte Lebensdauer aufrechterhalten können. Das bedeutet, sie müssen sich im Laufe der Zeit immer wieder anpassen.“ In einem ersten Schritt will der CISPA-Forscher neue Strategien entwickeln, um auch komplexe Software effektiv und automatisiert zu testen, um so Fehler schnell zu finden und die entsprechenden Gegenmaßnahmen durch automatisiertes Patchen einzuleiten. Zudem soll im Projekt untersucht werden, wie durch die Entwicklung von neuartigen Compilermethoden, gewünschte Sicherheitseigenschaften auch bei der Generierung von Softwaresystemen eingebettet werden können. Zudem sollen im Projekt auf Hardwareebene robuste Mechanismen entwickelt werden, mit denen fortgeschrittene Angriffe entschärft und Testmethoden deutlich effizienter umgesetzt werden können.
Der neuerliche ERC Grant – Thorsten Holz wurde 2014 bereits mit einem Starting Grant gefördert – bringt für den Forscher nicht nur mehr Freiheit für seine Forschung. „Ein ERC Grant bringt auch europaweite Sichtbarkeit für meine Forschung und die Arbeit hier am CISPA. Das ist vor allem bei der Rekrutierung des Nachwuchses sehr hilfreich“, erklärt Holz. Der 40-Jährige forscht seit 2021 am CISPA und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem automatisierten Finden von Software-Schwachstellen, mit der Schnittstelle von IT-Sicherheit und Maschinellem Lernen sowie der Sicherheit von Mobilfunksystemen.
ERC-Präsidentin Prof. Maria Leptin sagt: „Selbst in Zeiten der Krise, des Konflikts und des Leids ist es unsere Pflicht, die Wissenschaft auf Kurs zu halten und unseren klügsten Köpfen freie Hand bei der Erforschung ihrer Ideen zu lassen. Wir wissen heute nicht, wie ihre Arbeit die Zukunft revolutionieren wird – wir wissen aber, dass sie neue Horizonte eröffnen, unsere Neugierde befriedigen und uns höchstwahrscheinlich dabei helfen wird, uns auf unvorhersehbare zukünftige Herausforderungen vorzubereiten. Ich freue mich daher sehr, dass eine neue Gruppe von ERC-Preisträgern auf ihrem wissenschaftlichen Weg unterstützt wird. Ich wünsche ihnen viel Glück auf ihrem Weg, die Grenzen unseres Wissens zu erweitern!"
Über den ERC
Der ERC, der 2007 von der Europäischen Union gegründet wurde, ist die wichtigste europäische Förderorganisation für exzellente Pionierforschung. Er fördert kreative Forscher aller Nationalitäten und jeden Alters, die Projekte in ganz Europa durchführen. Der ERC bietet vier zentrale Förderprogramme an: Starting Grants, Consolidator Grants, Advanced Grants und Synergy Grants. Mit seinem zusätzlichen Programm für Proof of Concept Grants hilft der ERC den Geförderten, die Lücke zwischen ihrer bahnbrechenden Forschung und den frühen Phasen ihrer Kommerzialisierung zu schließen. Der ERC wird von einem unabhängigen Leitungsgremium, dem wissenschaftlichen Rat, geleitet. Seit dem 1. November 2021 ist Maria Leptin die Präsidentin des ERC. Das Gesamtbudget des ERC für die Jahre 2021 bis 2027 beläuft sich auf mehr als 16 Mrd. EUR und ist Teil des Programms Horizont Europa, für das die EU-Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend, Mariya Gabriel, zuständig ist.
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