Partywissen zum E-Auto: Strom laden ist so, als würde Benzin literweise daneben laufen

Wer in geselliger Runde übers Autofahren fachsimpeln will, der konnte bislang bei Benzinern und Dieselautos auf langjähriges Erfahrungswissen zurückgreifen. Beim Elektroautos ist das anders: Viele haben erst kurze oder gar keine Erfahrungen. Und manches Partywissen, das die Zeitschrift AUTO Straßenverkehr zusammengetragen hat, mag viele Gesprächspartner verblüffen.

Tank & Akku: Ob der Tank ein Volumen von 30 oder 80 Litern hat, ob er voll oder schon halb leer ist, das ist für die Motorleistung eines Verbrenners völlig egal. Auch mit dem letzten Tropfen bringt ein 100-PS-Motor seine volle Leistung. Beim Stromer ist das anders. Hier ergibt sich die Systemleistung aus dem Zusammenspiel von E-Motor, Leistungselektronik und Akku. Gerade Letzterer limitiert die Motorleistung. Je größer der Akku, desto höher seine Stromlieferfähigkeit. Ein doppelt so großer Akku liefert auch doppelt so viel Strom und ermöglicht mehr Motorleistung. Deutlich wird dies unter anderem bei E-­Autos, die je nach Batteriekapazität mit unterschiedlichen Fahrleistungen angegeben werden, obwohl identische Motoren verbaut sind.

Tanken & Laden: Wer 50 Liter tankt, der hat anschließend auch 50 Liter im Tank. Beim Laden ist das anders. Wer 50 kWh lädt, hat diese anschließend nicht im Akku. Denn die Ladeverluste liegen zwischen 10 und 15 Prozent, in Extremfällen sogar noch höher. So heizen sich die Ladekabel aufgrund des Kabelwiderstandes stark auf, Strom wird also in Wärme umgewandelt. Die Folge: Man zahlt an der Ladesäule leicht für bis zu 60 kWh, obwohl anschließend nur 50 kWh im Akku landen.

Volltanken & Vollladen: Einen Kraftstofftank kann man so oft volltanken, wie man will, ohne dass er Schaden nimmt. Bei Elektroauto altert der Akku dagegen auch, wenn das Auto nur herumstehlt. Seine maximale Kapazität sinkt und damit auch die Reichweite. Für die Akkuzellen sind Ladezustände nahe null und nahe 100 Prozent stark belastend. Wer seinen Akku leer fährt oder dauernd auf 100 Prozent lädt, der beschleunigt noch die Alterung der Batterie. Diese fühlt sich bei Ladeständen zwischen 30 und 70 Prozent am wohlsten. Am schlimmsten ist es, wenn man den Akku eines Elektroautos randvoll lädt und das Fahrzeug dann in der prallen Sonne parkt.

Warm fahren: Jeder Autofahrer weiß, dass man einen Motor erst warm fahren muss und nicht gleich einen Kavalierstart hinlegen soll. Und beim Elektroauto? Auch da wird Wärme gebraucht, allerdings für den Akku. Am wohlsten fühlt er sich zwischen 20 und 35 Grad. Bei niedrigen Temperaturen laufen die elektrochemischen Prozesse in den Batteriezellen verzögert ab. Die Ionen können nicht mehr so schnell im Akku eingelagert werden, die Elektronik reduziert daher die Ladeleistung, um die Zellen nicht zu schädigen. Wer also ein „kaltes“ Elektroauto laden will, sollte erstmal ein paar Kilometer fahren, bis der Akku Normaltemperatur erreicht hat. Und was ist mit der Motorleistung eines „kalten“ Elektroautos? Der Motor selbst ist von kalten Temperaturen unbeeindruckt und sofort da. Aber: Bei wegen der geringeren Akkuleistung sollte man die ersten Kilometer zurückhaltend angehen und nicht gleich voll zu beschleunigen. Wie beim Verbrenner auch.

AUTO Straßenverkehr erscheint alle 14 Tage und gehört zur Redaktionsgruppe Automobil der MOTOR PRESSE STUTTGART. Inhaltliche Schwerpunkte sind Neuheiten, Tests und Fahrberichte erschwinglicher Modelle sowie lesernahe Kaufberatung und Service.

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