Um den vom Aussterben bedrohten Gobibären zu erforschen und zu schützen, haben die mongolischen Naturschützer gemeinsam mit den Vertretern des LBV im Sommer 2012 nach zweijähriger Bauzeit ein Schutz- und Informationszentrum in der Oase Echin Gol eröffnet. Echin Gol ist die einzige bewohnte Oase in der Transaltaigobi, einem Teil der Wüste Gobi, etwa 1.100 Kilometer von der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar entfernt. "Vor dem Start unseres Projekts konnten wir nicht sicher sagen, wovon sich der Gobibär in der kargen Wüste ernährt, ob er Winterschlaf hält oder wie viele Exemplare es überhaupt noch gibt", erklärt Ralf Hotzy. Das Zentrum dient Forschergruppen seit vielen Jahren als Ausgangspunkt für Expeditionen in das rund 50 Kilometer entfernte Gebiet des Gobibären, in dem die Forschenden nun trotz der extremen Wüstenbedingungen über einen längeren Zeitraum unterwegs sein können.
In den letzten Jahren haben die Naturschützer viele wertvolle Erkenntnisse über den Gobibären, aber auch über die gesamte Artenvielfalt der Transaltaigobi gewonnen. Vor allem die bis zu 150 Wildkameras, die die Forscherteams an Wasserstellen im Gobibär-Gebiet angebracht haben, lieferten viele neue Erkenntnisse. Die systematische Auswertung der mehreren Tausend Aufnahmen läuft aktuell noch, aber schon jetzt beweisen die Bilder den außerordentlichen Wert des Gebietes für die Biodiversität in Zentralasien. "Die Aufnahmen übertreffen sogar unsere Vermutungen. Wir konnten bislang etwa 35 Individuen zweifelsfrei identifizieren. Selbst bisher unbekannte Arten, wie eine zentralasiatische Wildkatzenart, konnten wir nachweisen", berichtet der LBV-Biologe. Auch seltenste Großsäuger wie Wildesel, Wildkamel, Wildschaf oder ein Schneeleopard sind den Forschern schon vor die Kameras gelaufen.
Neben der Forschung dient die Station auch als gemeinsames Zentrum für die örtlichen Ranger des Großgobinaturschutzgebietes. Von hier aus werden weitere Schutzmaßnahmen organisiert, die örtliche Bevölkerung über die Einzigartigkeit der Region informiert und die Ranger des Naturschutzgebietes fortgebildet.
Das langjährige Engagement von Wissenschaftlern aus aller Welt hat sich bereits jetzt ausgezahlt. "Auch in der fernen Hauptstadt Ulaanbaatar hat man die enorme Bedeutung der Transaltaigobi erkannt. Die mongolischen Kollegen wurden jüngst von ihrem Staatspräsidenten empfangen, um über gezielte Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen zu diskutieren. Er hat das nun zur Chefsache erklärt und als einen Schwerpunkt der mongolischen Naturschutzarbeit festgelegt", sagt Ralf Hotzy. Auch in Zukunft wird der LBV die Bemühungen seiner Partner in der Mongolei sowohl finanziell als auch mit seiner langjährigen Erfahrung in der Naturschutzarbeit unterstützen.
Hintergrundinformationen zum Gobibär
Der Gobibär, der von russischen Forschern in den 1940er Jahren erstmals beschrieben wurde, war für die Mongolen jahrhundertelang ein Mythos. Er galt als "Menschentier", das in der fernen Wüste Gobi haust. Zahlreiche Legenden rankten sich um diese, wie man heute weiß, als einzige in der Wüste lebende, kleine Braunbärenart. Weltweit beschränkt sich sein Vorkommen auf drei kleine Gebirgsmassive in der Transaltaigobi im Südwesten der Mongolei. Ihrem einzigartigen Lebensraum hat die kleine Braunbärenart auch ihren Namen zu verdanken.
Weitere Informationen zum Schutzprojekt Gobibär finden Sie unter www.gobibaer.de.
1909 gegründet ist der LBV der älteste Naturschutzverband in Bayern und zählt aktuell über 115.000 Unterstützerinnen und Unterstützer. Der LBV setzt sich durch fachlich fundierte Natur- und Artenschutzprojekte sowie Umweltbildungsmaßnahmen für den Erhalt einer vielfältigen Natur und Vogelwelt im Freistaat ein. Mehr Infos: www.lbv.de/ueber-uns.
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