Dresden: Tief im Untergrund wird eine große Röhre unter der vierspurigen Verkehrsachse Dohnaer Straße hindurchgetrieben. Warum das Überflutungen verhindert

Groß ist die Röhre, die Tom Kürschner und Veit Haase gerade begutachten. Die Bauleiter der Firmen Braumann und Heinrich Lange stehen in einer gewaltigen, sechs Meter tiefen Baugrube neben der Kreuzung der vierspurigen Dohnaer mit der Tornaer Straße. Hier haben sie mit ihren Spezialtiefbauern eine große Aufgabe zu meistern. Auf einer Länge von 95 Metern wird ein neuer, großer Regenwasserkanal abschnittsweise durch den Untergrund gepresst. Die Röhre ist innen immerhin 1,2 Meter hoch. „So kann künftig bei Starkregen das Wasser viel besser abfließen, sodass es nicht zu Überflutungen kommt“, erklärt Projektleiter Heiko Nytsch von der Stadtentwässerung Dresden.

Deshalb investiert das Unternehmen für diese und weitere Arbeiten auf der Tornaer Straße rund zwei Millionen Euro. In dem Zuge werden der Regen- und Schmutzwasserkanal auf 200 Metern bis zur Straße Am Dorngraben und dort auf weiteren 200 Metern erneuert. Der große Regenwasserkanal ist dringend nötig, erläutert Bauüberwacher Hans-Rainer Heinrich vom Dresdner Ingenieurbüro ACI. Denn der rund 90 Jahre alte Regenwasserkanal war nicht nur marode, sondern mit seinem Durchmesser von 50 Zentimetern auch zu klein. Zudem ist an der Tornaer Röntgenstaße ein neues Wohngebiet geplant, sodass künftig noch mehr Regenwasser abfließen muss.

Von der sogenannten Startgrube neben dem Dohnaer Platz aus schiebt eine Hydraulikpresse mit zwei Zylindern jeweils drei Meter lange Stahlbetonrohre in den Untergrund. Bauleiter Veit Haase, der als Diplom-Geologe im Untergrund in seinem Metier ist, erklärt, wie das geschieht. Alles beginnt mit der Vortriebsmaschine, in der ein kleiner Bagger in einem Stahlzylinder das Erdreich aushebt. Über ein Förderband kommt das in eine fahrbare Lore, die rund 1,8 Kubikmeter fasst. „Ist sie voll, wird sie mit einer Seilwinde aus der Röhre gezogen“, nennt er den nächsten Schritt. „Die wird dann mit unserem 60-Tonnen-Mobilkran aus der Grube gehoben und im Container entleert.“ Etwa alle 15 bis 20 Minuten bekommt der Kran Arbeit.

Die Firmen-Arbeitsgemeinschaft hat vorgesorgt, damit der Baggerfahrer beim Vortrieb nicht auf unerwartete Hindernisse stößt. Seit Mitte Dezember waren auf der vierspurigen Trasse acht Zentimeter starke Erkundungsbohrungen in den Untergrund getrieben worden, erklärt Heinrich-Lange-Bauleiter Tom Kürschner. So konnte auch untersucht werden, ob sich dort noch alte Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg befinden, was jedoch nicht der Fall ist. „Wir sind auf keine Hindernisse gestoßen.“

Der Vortrieb läuft gut. Ende Februar konnte Rohrstück Nummer 26 in den Untergrund gepresst werden, sodass der neue Regenwasserkanal schon über 75 Meter lang ist. Damit haben die Spezialtiefbauer die Strecke fast fertig. „Wir werden bald auf eine festere, lehmige und tonige Schicht stoßen“, sagt Geologiefachmann Haase. Dennoch ist er zuversichtlich. „Nächste Woche wollen wir es geschafft haben.“  Damit wäre die Zielgrube auf der anderen Seite der Dohnaer Straße erreicht und diese Aufgabe nach fünf Wochen abgeschlossen.

Die Einengung der Tornaer Straße in Richtung Reick soll bis Ende März verschwinden, die Vollsperrung der anderen Seite bis August. Geplant ist, alle Kanalbauarbeiten bis zur Straße Am Dorngraben bis November abzuschließen.

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