100 Tage „Miteinander“

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Mittwoch, März 19, 2025
„Neues Miteinander“ ist der Slogan des neuen Senats. Aber statt sich für Dialog und Austausch zu engagieren, stolperte vor allem die CDU einfach los. Diese Taktik stieß auf Zustimmung bei der SPD, Widerspruch war kaum zu hören. Gleich am 15. Juni schickte Senatorin Manja Schreiner (CDU) eine Email an die Bezirke Lichtenberg und Pankow: Sie ordnete an, die „Umsetzung von angeordneten Radverkehrsanlagen vorübergehend auszusetzen“. Dies führte am 16. Juni zur ersten Demonstration gegen den Radwegestopp unter dem Titel #NichtMitUns vor der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt (SenMVKU). Die Senatorin, die das schwierige Ressort Verkehr wegen ihres Kommunikationstalents erhalten hatte, behauptete nur wenige Tage später, mit der Email nichts zu tun zu haben.
Allein bis heute fanden 21 Demonstrationen statt, auf denen Tausende Berliner*innen gegen die rückwärtsgewandte Verkehrspolitik protestierten. Hinzu kamen leider drei Mahnwachen für getötete Radfahrer*innen: drei von sieben, die auf sicheren Radwegen nicht gestorben wären. Am 21. Juni erklärte die Senatorin dann, alle Radprojekte an Hauptverkehrsstraßen zu „priorisieren“. Diesen Stopp der Planungsumsetzung nannte sie „Atempause“. Sie demonstrierte damit aber nur ihre neuen Prioritäten: Radwegeplanungen nach dem Mobilitätsgesetz sind unter ihrer Führung keineswegs gesichert. Diese Infragestellung des Gesetzes führte nur wenige Tage später zum bisherigen Höhepunkt des Protests: Am 2. Juli taten über 13.000 Teilnehmende ihre Unzufriedenheit kund.
Mittlerweile wurde von der Senatsverwaltung offen die Demontage des Mobilitätsgesetzes nach der Sommerpause angekündigt. Zur Erinnerung: Die SPD hat das Mobilitätsgesetz 2018 und den Radverkehrsplan 2021 mit beschlossen.
Wo steht Berlin nun heute?
Das „Miteinander“ war von Anfang an nur ein rhetorisches Mittel, um die Härten der Klientelpolitik zu vertuschen: Ein Radwegestopp wurde nicht Stopp genannt. Ein hastig einberufenes Treffen wurde zum Mobilitätsgipfel hochstilisiert. Die Senatorin verkündet zufrieden, der Haushalt für Radwege bleibe gleich, obwohl er laut Radverkehrsplan erheblich vergrößert werden müsste. Die angebliche Verbändebeteiligung beim Wirtschaftsverkehrsteil des MobG erwies sich als leere Behauptung. Es wird „Verkehrssicherheit für alle“ propagiert, diese dann jedoch auf die schnellere Auflösung von Rückstaus von Kfz an Kreuzungen reduziert – und dabei die entscheidenden Maßnahmen wie Tempo 30 oder gute Fuß- und Radwege ignoriert. Der dringend erforderliche und in Planung befindliche umfassende Ausbau des ÖPNV wird durch „Priorisierung” von U-Bahnlinien ersetzt – der allerdings erst in 30 Jahren kommen soll.
So etwas kann man beim besten Willen weder als zukunftsfähig, noch als Dialog, noch als Miteinander bezeichnen.
„Wir verlangen Verlässlichkeit und die Einhaltung geltender Gesetze! Die bisherige irreführende und in Teilen Tatsachen verfälschende Kommunikation der Koalition hat erhebliche Zweifel an der Gesetzestreue der „Law & Order“-Partei CDU und der sozialen Authentizität der SPD geweckt. Das soll „Politik für alle“ sein? Ein echtes „Miteinander“ basiert auf ehrlichem Dialog und dem Anerkennen von geltendem Recht und wissenschaftlichen Fakten“, sagt Ragnhild Sørensen von Changing Cities.
Weiterführende Links:
Pressemitteilung zu Haushaltsbeschluss 2024/25 durch den Senat vom 11. Juli:
https://www.berlin.de/…
Informationen zum Monitoring: https://changing-cities.org/…
Informationen zu Changing Cities e.V.: https://changing-cities.org
Bilder zur kostenlosen Nutzung für die Presseberichterstattung:
https://www.picdrop.de/…
Diese Pressemitteilung im Online-Bereich: https://changing-cities.org/…
Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürger*inneninitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.
Changing Cities e.V.
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Telefon: +49 (30) 25781125
http://changing-cities.org