ANOUK LAMM ANOUK: post/pre Lesbian Jazz

Am 10. September 2023 eröffnet im frauen museum wiesbaden die erste museale Einzelausstellung post/pre Lesbian Jazz von Anouk Lamm Anouk. Auf insgesamt drei Ausstellungsebenen wird die bisher größte Werkschau der österreichischen Maler:in und Konzeptkünstler:in präsentiert. Auf subtile und doch ausdrucksstarke Art und Weise regen die Werke zu einer Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen
Fragestellungen nach Sexualität, Gender und Identität an.

Anouk Lamm Anouk. Unter diesem Namen ist in den letzten Jahren eine Fülle an Werken entstanden – Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen und lyrische Texte, die gemeinsam ein umfangreiches Oeuvre bilden. Die bisher größte Überblicksschau und erste museale Einzelausstellung von Anouk Lamm Anouk wird nun am 10. September 2023 im frauen museum wiesbaden eröffnet – und ist die erste non-binäre Position, die in der 1984 gegründeten Institution präsentiert wird. Auf drei Stockwerken lädt die Ausstellung Besucher:innen dazu ein, in die Welt von Anouk Lamm Anouk einzutauchen – eine Welt der bewussten Abkehr von einer patriarchalen gesellschaftlichen Sichtweise und einer Hinwendung zu einem anderen, harmonischen Miteinanderleben von Mensch, Tier und Natur.

Fragen nach einer möglichen anderen Gesellschaft, nach der Bedeutung von Identität, nach Sichtbarkeit von queerer Sexualität prägen die Kunst von Anouk Lamm Anouk. Der künstlerische Umgang mit diesen Fragen ist dabei subtil und doch keinesfalls leise. Mit einer reduzierten Darstellungsweise, teils nur angedeuteten Linien und zarter Farbgebung gelingt es Anouk Lamm Anouk, mit möglichst wenig möglichst viel auszusagen. Trotzdem lässt sich sofort ein ganz unverwechselbarer Stil erkennen oder gar erspüren, stellt sich doch beim Betrachten der Arbeiten ein Gefühl der Ruhe und Harmonie ein.

So zeigen die Werke der bekannten Serie Lesbian Jazz (2019 – ongoing) Szenen lesbischen Begehrens, die sich zwischen Abstraktion und Figuration bewegen. Auf naturbelassenem belgischen Leinen gemalt, das nur auf der Rückseite transparent grundiert wird, arbeitet Anouk Lamm Anouk mit zarten, neutralen Farbtönen. Das Farbspektrum bewegt sich dabei zwischen Schwarzund Weißtönen sowie Beigeabstufungen, die lediglich vereinzelt von Gold und Rosé durchbrochen werden. Man erkennt Konturen von nackten Frauen, allein oder intimer Zweisamkeit, jedoch nie pornografisch oder sexualisierend aufgeladen. Der Umgang mit Intimität ist subtil. Die weiblichen* Körper sind mit nur wenigen Linien angedeutet, inmitten einer Bewegung festgehalten und in einem nicht zuzuordnenden Raum verortet. Der freie, fließende Strich ist von Anouk Lamm Anouk aus dem Jazz entlehnt, der mit Spontanität und Improvisation assoziiert wird. Für die Arbeiten gibt es keine vorbereitenden Skizzen oder Studien – alles, was entsteht, entsteht unmittelbar auf der Leinwand. In fast allen Arbeiten der Serie fließt Schrift in die Malerei mit ein. Meistens ist der Titel der Serie schriftlich integriert, manchmal um Auszüge aus poetischen Texten ergänzt, die wie eine Erweiterung oder Kommentar der Bilder zu fungieren scheinen. „Much needed space“ oder „Eternal Spot“ heißt es da. Die weiblichen* Figuren verbleiben oft schemenhaft und tragen keine individuellen Gesichtszüge, vielmehr stehen sie stellvertretend für eine lesbische Sexualität, die in der Kunst bisher unterrepräsentiert ist. Anouk Lamm Anouk ist es ein besonderes Anliegen, mit der Serie einen Raum für lesbische Sichtbarkeit zu schaffen, die in der Öffentlichkeit oft unzureichend dargestellt und wahrgenommen wird. Für Anouk ist Sichtbarkeit die wichtigste Voraussetzung für Normalisierung und Normalität.

Während Anouk Lamm Anouk bereits in der Serie Lesbian Jazz einen ersten Vorstoß in das Abstrakte wagt, ist die parallel entstandene Serie post/pre die erste vollkommen abstrakte. In ihr treten verstärkt zen-buddhistische Überlegungen hervor, die Anouk Lamm Anouk als maßgeblich für das eigene künstlerische Schaffen beschreibt. Die abstrakten Leinwände zeigen etwas, im Zen-Buddhismus essentiell ist: die Auflösung der physischen Welt, hin zu einem transzendenten Raum der Leere, die keinesfalls negativ konnotiert ist, sondern voller Möglichkeiten steckt. Die Leere als Fundament der Fülle, als ultimativer Nicht-Raum. Besonders die Form des Kreises, der eine leere Fläche umschließt und damit doch erst im Inneren eine Fläche erschafft, ist der Ausgangspunkt für viele Arbeiten der Serie. Ein zunächst mit einem an einem Faden befestigten Pastellstift gezogener ebenmäßiger Kreis wird mit Wasser nachbearbeitet, so lange, bis die Grenze zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit verschwimmt. Trotz der auch hier reduzierten Formensprache ist den Werken eine unglaubliche Verdichtung inne. Die Arbeiten nehmen ihren Platz im Ausstellungsraum ein, ohne dominant oder ausschließend zu sein – vielmehr lassen sie den Betrachter:innen ihren eigenen Raum – Raum zum Nachdenken, Raum für Kontemplation, Raum zur Entfaltung.

Bestimmte Motive, Wesen, Rhythmen wiederholen sich immer wieder in den Werkserien oder finden sich fragmentarisch darin wieder. Stets scheint es so, als würde dort, wo ein Werk endet, bereits ein neues entstehen. So finden Formprinzipien vorangegangener Arbeiten in der Serie Grace and Grave are only one Letter apart (2021 – ongoing) zusammen, in der die Kreisform und die Integration von poetischem Text zusammenkommen. Zwei so
unterschiedliche Worte wie Grace (Anmut) und Grave (Grab) werden hier in Verbindung gebracht und auf ihren, lediglich in einem Buchstaben begründeten, Unterschied verwiesen, ohne jedoch all die Möglichkeiten, die durch eine andere Verknüpfung der Buchstaben gebildet werden könnte, auszuführen. Auch die Serie The Void is my Temple (2020 – ongoing) bleibt frei von Konkretion, von Festlegung auf Bestimmtes. Das Auge folgt dem freien Strich, meint eine Form auszumachen, vielleicht ein Körper, vielleicht ein Portal, vielleicht ein Tierwesen, die sich dann aber wieder in der Abstraktion auflöst. Offene Stellen auf der unbearbeiteten Leinwand bilden einen Raum der Möglichkeiten. Die Leere ist nie leer, sondern ein Fundament der Fülle.

Werkgruppenübergreifend finden sich immer wieder mystisch anmutende Tierwesen, die ein Sinnbild für den Wunsch nach einer harmonischen, gleichwertigen sozialen Struktur zu sein scheinen, in der Mensch, Tier und Natur friedlich miteinander leben. Sei es das Motiv des Pferdes, das Besucher:innen in der Ausstellung in Form von zwei Shaped Canvases begegnet, oder das Motiv des Lamms, das für Anouk die Unberührtheit der Gedanken repräsentiert – nicht zuletzt verweist auch der Titel der Arbeit, auf der zwei Lämmer zu entdecken sind, I miss the place where I am from (2017) auf eine ungeformte Ursprünglichkeit.

Mit rund 40 Gemälden und Shaped Canvases ist die Ausstellung post/pre Lesbian Jazz die bisher größte Überblicksausstellung von Anouk Lamm Anouk. Sie wird am 10. September 2023 um 12 Uhr im frauen museum wiesbaden in Anwesenheit der Künstler:in eröffnet. Im Rahmen dessen wird ein Künstler:innengespräch mit Katinka Fischer, Kulturjournalistin, stattfinden. Anlässlich der Ausstellung wird es eine umfangreiche Pressemappe und ein Begleitheft geben. Die Texte des Begleithefts erarbeitete Prof. Dr. Viola Hildebrand-Schat, die zeitgenössische Kunstgeschichte an der Goethe Universität Frankfurt lehrt.

Die Ausstellung wird von einem vielseitigen Event- und Vermittlungsprogramm begleitet. So findet jeweils am letzten Sonntag im Monat, immer um 15 Uhr, eine öffentliche Führung durch die Ausstellung statt. Termine für Gruppenführungen, auch in englischer Sprache, können darüber hinaus individuell vereinbart werden. Am 28. September, 12. Oktober und 2. November, jeweils von 18 bis 19 Uhr und am 20. September, 18. Oktober und 15. November, jeweils von 10 bis 11 Uhr, finden kostenfreie Yogastunden mit Aline Börner oder Nathalie Galla inmitten der Ausstellung statt. Um vorherige Anmeldung wird gebeten, die Teilnehmer:innenzahl ist begrenzt.

Drei hochkarätige Lesungen, die in Kooperation mit dem Förderverein des Wiesbadener Literaturhauses stattfinden, ergänzen das Programm: Am Donnerstag, 21. September 2023, 19 Uhr liest die mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung 2019 und dem aspekte-Literaturpreis 2019 ausgezeichnete Schriftstellerin Miku Sophie Kühmel aus ihrem Roman Triskele, erschienen im S. Fischer Verlag. Am 5. Oktober 2023, 19 Uhr, liest Ahima Beerlage, langjährige Aktivistin, Moderatorin, Queer-Party-Veranstalterin und Autorin aus ihrem Buch Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte. Am Donnerstag, 23. November 2023, 19 Uhr liest Queer-Aktivist*in und Autor* in Duygu Ağal aus dem Debütroman Yeni Yeşerenler , veröffentlicht im Berliner Korbinian Verlag. Kurzgeschichten, Essays und Tagebucheinträge, in denen die eigene Geschichte reflektiert wird, ermöglichen ein Nachdenken über plurale Repräsentation, Queerness und Identitätspolitik. Am 4. November 2023, zum Geburtstag des frauen museums wiesbaden, betreten Autorin Anne Bax und Sängerin Anika Auweiler die Bühne mit einer vergnüglichen Musiklesung für Community und friends, mit der sie sowohl Kleinkunst- als auch Festivalbühnen, als auch CSDs- und Stiftungsgalas im ganzen Bundesgebiet begeistert haben.

Über Anouk Lamm Anouk:
Anouk Lamm Anouk zählt zu den Shootingstars der jungen Kunstszene Österreichs. Nach einem Kunststudium an der Universität der Künste in Berlin und der Akademie der Bildenden Künste in Wien diplomierte Anouk 2021 in Wien. 2021 gewann Anouk den renommierten Strabag Art Award, mit dem in der Vergangenheit bereits Künstler:innen wie Amoako Boafo ausgezeichnet wurden. Es folgten Einzelausstellungen in der König Gallery Seoul, Südkorea (2023), bei Patricia Low Contemporary, Gstaad (2022) sowie eine Teilnahme an der achten International Painting Biennial in Chișinău, Moldawien (2023).

Über frauen museum wiesbaden / Frauenwerkstatt Wiesbaden e.V

Das frauen museum wiesbaden hat es sich seit seiner Gründung im Jahr 1984 zur Aufgabe gemacht, einen besonderen Blick auf Geschichte und Kultur von Frauen zu richten. In wechselnden Ausstellungen, Forschungsprojekten, Veranstaltungsreihen, Tagungen und Workshops macht das frauen museum wiesbaden die Leistungen von Frauen in Kunst, Geschichte, Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur sichtbar, erzählt ihre Geschichten und Perspektiven. Als Ort für einen offenen Dialog und Wissenstransfer sind die Ausstellungen stets begleitet von einem umfangreichen Vermittlungsangebot wie etwa Führungen, Workshops, Künstler:innengesprächen und Stadtrundgängen. Für seine Arbeit wurde das Museum 1997 mit dem Kulturpreis der Landeshauptstadt Wiesbaden ausgezeichnet, wurde 2020 vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst zum Museum des Monats gekürt und ist heute eine international anerkannte Einrichtung im Herzen Wiesbadens.

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