Aus Sicht des Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, ist die diesjährige Ernte eine echte Zitterpartie: „Ein nasses Frühjahr, gefolgt von Trockenheit im Mai und Juni und eine ständig durch Niederschläge unterbrochene Ernte stellen Deutschlands Bauern in diesem Jahr vor gewaltige Herausforderungen. Die Bauern haben in den letzten Tagen und Wochen enorm viel geleistet, um ihre Ernte einzubringen. Nach derzeitigem Stand erwarten wir auf Grund der schwierigen Wetterbedingungen in diesem Jahr eine unterdurchschnittliche Getreideernte. Durch die lange Regenperiode müssen wir deutliche Mengen- und Qualitätsverluste hinnehmen. Der diesjährige Witterungsverlauf zeigt aufs Neue die deutlich spürbaren Auswirkungen des Klimawandels. Wir müssen alles dafür tun, um zukünftig unsere Erträge und die Ernährung sichern zu können. Dafür brauchen wir verschiedene Möglichkeiten zur Anpassung an die veränderten klimatischen Bedingungen. Dazu gehören unter anderem die Züchtung resilienterer Pflanzensorten, eine breite Palette an Wirkstoffen für den Pflanzenschutz, wassersparende und konservierende Bodenbearbeitung und die gezielte Förderung einer Bewässerungsinfrastruktur.“
Die Getreideernte ist bis zuletzt durch die ergiebigen und häufigen Regenfälle in weiten Teilen des Landes immer wieder ausgebremst worden. Noch immer steht in einigen Regionen Weizen auf dem Halm, der längst hätte geerntet werden müssen. Regen und Sturm haben teils deutlich sichtbare Schäden in den Beständen hinterlassen, was zu einer Minderung der Erntemengen und der Qualitäten führt. Den Herbstkulturen hingegen, wie etwa Zuckerrüben, Mais, Kartoffeln und Gemüse haben die Regenfälle gut getan. Beim Wein wird ein guter Jahrgang erwartet.
Kritisch blickt Rukwied auch auf die derzeitige Marktlage: „Die russische Blockade ukrainischer Getreidelieferungen schafft eine paradoxe Situation: Zum einen ist die Versorgungslage am Weltmarkt nach wie vor angespannt – darunter leiden vor allem Entwicklungs- und Schwellenländer in Afrika, im Nahen Osten und in Asien. Zum anderen drängt die Ware in die angrenzenden europäischen Länder und sorgt für starken regionalen Preisdruck. Wir müssen alles dafür tun, dass der Transit durch Europa funktioniert und der Seeweg wieder in Gang kommt, damit das ukrainische Getreide dort ankommt, wo es gebraucht wird.“
Der DBV-Erntebericht ist eine Hochrechnung und basiert auf Meldungen aus den 18 Landesbauernverbänden über die tatsächlich geernteten Flächen und erzielten Erträge.
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