Ihr Ziel sei es, das traditionelle Segeln als Brauchtum zu erhalten und diese Handwerkskunst an die kommenden Generationen weiterzugeben. Olaf Kalweit und Klaus Apel vom Rostocker Verein „Bramschot“ sitzen in der Messe der „Santa Barbara Anna“. Für viele Rostocker gehört der Dreimaster zum Bild des Stadthafens einfach dazu. Denn der knapp 46 Meter lange und 7 Meter breite Schoner ist der einzige Traditionssegler, der dauerhaft in Rostock liegt.
Um der Verpflichtung zur Erhaltung des Schiffes nachzukommen, ist neben den Einkünften durch Ausfahrten und Spenden die Nachwuchsarbeit des seit 2014 tätigen Vereins eine wichtige Säule ihrer Arbeit. „Wir wollen Jugendliche ansprechen, die Lust auf ein tolles Hobby haben.“
Tradition wie vor 500 Jahren
Die Arbeit in einer Gruppe auf der „Santa Barbara Anna“ sei eine Schule für das Leben, sind sich Kalweit und Apel sicher. „Es ist das Zusammenleben an Bord, gemeinsam an einem Strick zu ziehen und zu lernen, dass man auf einem Schiff aufeinander angewiesen ist“, sagt Apel. Es komme auf jede Hand an. „Das ist die alte Tradition wie vor 500 Jahren – das lebt heute noch und darf nicht aussterben“, sagt Kalweit.
Im Winterhalbjahr stehe handwerkliches Arbeiten wie Reparaturen oder Ausbesserungen auf dem Programm. Auch Farbarbeiten seien umfangreich. „So eine alte Lady muss regelmäßig zur Kosmetik“, erklärt Kalweit lächelnd. Das Schiff mit einem Rumpf aus Stahl ist inzwischen 72 Jahre alt.
Schnellkurse und Sailtraining für den sicheren Törn
Der Verein verfügt über einen großen Kreis von Crewmitgliedern. Manche wüssten aus langer Erfahrung genau, wo sie anfassen müssen. Andere müssten noch einiges lernen. „Deshalb bilden wir in jedem Winter Trainees aus, die in Schnellkursen das nötige Wissen erhalten“, sagt Kalweit. Auch Schulklassen oder Gruppen von ausgewählten Schülern könnten an Bord kommen und zunächst zwei Tage lang Theorie machen und Praxis einüben. „Wir machen dann mit ihnen eine Ausfahrt, wo sie das dann umsetzen können.“
Bevor im Frühjahr die Saison losgeht, gebe es für alle ein Sailtraining, berichtet Apel. Dabei könnten sie sich die nötigen Kenntnisse aneignen. „Übung, Übung, Übung“ lautet das Motto. Es gibt Leute, die drei oder vier Wochen dabei sind und solche, die die ganze Saison zur Verfügung stehen. „Wir brauchen vor allem Köche“, sagen die beiden Segelprofis. Diese müssten in einer kleinen Kombüse für 50 Leute täglich drei Mahlzeiten zubereiten können – solche Leute seien schwer zu kriegen.
Segelromantik in Gefahr
Doch die Seglerromantik ist in Gefahr, sagt Kalweit. Grund dafür ist die Schiffs-Sicherheitsverordnung, die seit Jahren die Branche in Aufregung versetzt. „Das ist eine Riesen-Herausforderung.“ Hohe Anforderungen an das ehrenamtlich tätige Personal an Bord sollen ebenso umgesetzt werden wie umfangreiche technische Veränderungen. „In der Verordnung stehen Dinge, die nicht umsetzbar oder wahnsinnig teuer sind“, betont Kalweit. Es sei nicht auf die Leute gehört worden, die die Schiffe fahren und wüssten, was umsetzbar ist. „Wir haben eine Traditionsschifffahrt, die so in ihrer traditionellen Form nicht betrieben werden kann.“
Das bestätigt der Vorsitzende des Dachverbands der deutschen Traditionsschiffe (GSHW), Jan-Matthias Westermann. „Die Verordnung ist für die meisten Traditionsschiffe ein existenzielles Problem.“ Eine Folge sei, dass inzwischen nur noch gut 100 Traditionsschiffe unter deutscher Flagge fahren. Das könnten schnell noch weniger werden, wenn Anfang 2024 Fort- und Ausbildungskurse für die vornehmlich ehrenamtlich arbeitenden Crewmitglieder zur Pflicht werden.
Eine Taskforce für Traditionsschiffe
Bei der Umsetzung der technischen Vorschriften gebe es zwar die Möglichkeit der Fristverlängerung, dennoch seien die Probleme immens. Bedingt durch die Corona-Pandemie gebe es aktuell einen großen Reparaturstau und die aus der Förderrichtlinie zur Verfügung stehenden 20 Millionen Euro hätten nicht abgerufen werden können. Um beim Problem der Schiffssicherheitsverordnung voranzukommen, hätten der deutsche nautische Verein und der GSHW jüngst eine Taskforce eingerichtet.
„Wir werden Vorschläge machen, wie die Rahmenbedingungen angepasst werden können, damit die Traditionsschiffe erhalten bleiben.“ Westermann appelliert an die Behörden, die Umsetzung der Ausbildungsvorschriften auszusetzen.
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