Zum Start des neuen Schuljahres: Wieder fehlt der Wiederbelebungsunterricht flächendeckend im Lehrplan!
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Sonntag, Feb. 9, 2025
Es geht um simple zwei Schulstunden einmal pro Halbjahr. In jeder Schule. In jedem Bundesland. Für jedes Kind. In dieser Zeit könnten Kinder und Jugendliche lernen, wie man einen Herz-Kreislaufstillstand erkennt, was PRÜFEN – RUFEN – DRÜCKEN bedeutet, und dass man – um ein Leben zu retten – nur kräftig mit seinen Händen auf den Brustkorb des Betroffenen drücken muss bis der Rettungswagen eintrifft. Hierzu könnten zusätzlich auch Konzepte mit ortsansässigen Rettungsdiensten, Krankenhäusern oder anderen Freiwilligen erarbeitet werden.
Wiederbelebung erfordert nur ein wenig Wissen und ein wenig Mut
„Es braucht nicht viel!“, weiß Univ.-Prof. Bernd Böttiger (Foto, privat), Präsidiumsmitglied der DIVI, Vorsitzender des Deutschen Rates für Wiederbelebung und Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes. „Kultusminister aus Ost und West, Süd wie Nord finden unsere Forderungen immer unterstützenswert. Sie stehen im Koalitionsvertrag. Und trotzdem ist weiterhin kein Wiederbelebungsunterricht flächendeckend in Deutschland eingeführt!“ Der Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin an der Uniklinik Köln weiß, dass seine Patienten bis zum Eintreffen des Rettungswagens darauf angewiesen sind, dass die Pumpleistung ihres Herzens direkt und ohne zu zögern von den Angehörigen, Freunden oder fremden Menschen übernommen wird. Denn im Durchschnitt dauert es neun Minuten, bis ein Rettungswagen bei einem solchen Ereignis eintrifft. Nach fünf Minuten ohne Sauerstoff ist das Gehirn aber meist tot. „Hier muss der fehlende Herzschlag von Laien durch eine Herzdruckmassage ersetzt werden. Das erfordert nur ein wenig Wissen und ein wenig Mut. Und Sauerstoff ist meist noch genug im Blut vorhanden. Beatmen muss man bei Erwachsenen nicht unbedingt!“, erklärt Böttiger.
Selbst Kindergartenkinder können zu Lebensrettern werden
Erst Anfang des Sommers hatte das International Liaison Committee on Resuscitation (ILCOR) durch eine weltweite Zusammenarbeit von 18 hochrangigen internationalen
Wissenschaftlern aus zehn Ländern einen neuen Leitfaden zum Thema Laienreanimation veröffentlicht und kam zu dem Ergebnis, dass sogar Kinder ab vier Jahren erfolgreich Wiederbelebung erlernen und so zu Lebensrettern werden können. Das Paper ist wissenschaftlich äußerst hochranging publiziert und wird seither in Fachkreisen und in der Öffentlichkeit intensiv wahrgenommen und diskutiert. „Dieser Leitfaden verdeutlicht, welches Potenzial die Schulung in Reanimationstechniken in Schule und selbst im Kindergarten auf die Überlebensrate von Betroffenen nach einem Herz-Kreislaufstillstand hat“, weiß Prof. Bernd Böttiger, der als Hauptautor koordinierte. Empfehlenswert sei ein kontinuierliches jährliches zweistündiges Training mit einer Kombination aus Theorie und Praxis.
Weltweit kommen somit Intensiv- und Notfallmediziner zu dem Ergebnis:
Dänemark hat Reanimationsquote durch Schulunterricht verdreifacht
Seit in Dänemark 2005 der Wiederbelebungsunterricht für Schulkinder gesetzlich festgeschrieben wurde, hat sich die Überlebensrate bei einem Herz-Kreislaufstillstand bei unseren nördlichen Nachbarn verdreifacht. „Das können wir auch in Deutschland schaffen“, ist Böttiger überzeugt. Aber auch 85.000 Ja-Stimmen aus der Bevölkerung konnten bisher noch nichts erwirken: Im September 2021 startete das Aktionsbündnis „Wir beleben Deutschland wieder“, dem die DIVI angehört, eine viel beachtete Kampagne. 84.972 Bürger unterschrieben eine Petition für die Einführung von Wiederbelebungsunterricht. Sie wurde im Mai 2022 vor dem Bundestag vor laufender Fernsehkamera an den Petitionsausschuss des Bundestages überreicht – und versandet leider bisher zwischen Verweisen an die Kultusminister der Länder und zurück nach Berlin.
„Vielleicht nutzen wir unser Potenzial ja 2024“, überlegt Bernd Böttiger. „Es muss doch möglich sein!“ Aber ja: Um Leben zu retten, braucht es etwas Mut!
Die 1977 gegründete Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) ist ein weltweit einzigartiger Zusammenschluss von mehr als 3.900 persönlichen Mitgliedern und 19 Fachgesellschaften aus Anästhesiologie, Chirurgie, Innerer Medizin, Kinder- und Jugendmedizin sowie Neurologie und Neurochirurgie. Ihre fächer- und berufsübergreifende Zusammenarbeit und ihr Wissensaustausch machen im Alltag den Erfolg der Intensiv- und Notfallmedizin aus.
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