2023 erlebte der E-Commerce eine unerwartete Wende mit einem bedeutsamen Rückgang der Umsätze. Laut dem renommierten E-Commerce-Verband bevh spiegelte sich die verringerte Ausgabenbereitschaft der Verbraucherinnen und Verbraucher deutlich in den gesunkenen Gesamtumsätzen des deutschen E-Commerce wider. Der Bruttoumsatz mit Waren fiel im Vergleich zum Vorjahr erstmals zweistellig um 11,8 Prozent auf 79,7 Mrd. Euro – 90,4 Mrd. Euro waren es noch im Jahr davor.1 Diese Entwicklung versetzt Hersteller und Händler gleichermaßen in eine Phase der Marktkonsolidierung.
Die neue Ära des Online-Shoppings: Die Kundenansprüche wachsen
Auf der anderen Seite wird der Online-Kunde immer anspruchsvoller: Er will nicht mühsam suchen, sondern sofort finden. Er will ein personalisiertes Angebot, das genau auf seine Bedürfnisse zugeschnitten ist. Und er will alles transparent, zum besten Preis und sofort verfügbar. Ältere E-Commerce-Systeme geraten bei solchen komplexen Anforderungen schnell an ihre Grenzen. Ein überzeugendes Shopping-Erlebnis kann dem Kunden dann nicht mehr garantiert werden. Laut einer Befragung von Statista brechen 65 % der Kunden den Online-Kauf ab, wenn die Website nach drei Sekunden nicht geladen wurde.2
Monolithische Systeme: Den Anschluss an die Konkurrenz nicht verlieren
Das Hauptproblem liegt oft darin, dass Softwareanbieter monolithischer Online-Shopsysteme nicht mehr in der Lage sind, die dringend benötigten Performance- und Funktionsverbesserungen schnell genug umzusetzen. Lange Update-Zyklen, mangelnde Flexibilität in der Technologie und Schwierigkeiten bei der Integration in andere IT-Systeme lassen Shopbetreiber den Anschluss an ihre Konkurrenz verlieren. Irgendwann ist die Effizienz und Skalierbarkeit der E-Commerce-Plattform am Ende. Schlimmstenfalls führt dies zu einem Verlust von Kunden und Umsätzen.
Software-Alterung: Der unsichtbare Feind der Effizienz im E-Commerce
Software-Alterung ist ein schleichender Prozess. Je öfter ein Softwaresystem verändert wird, desto instabiler und fehleranfälliger wird es. Die Systeme werden sozusagen zu Tode entwickelt. Je mehr Anpassungen ein System erfährt und je höher seine Änderungsrate ist, desto kürzer ist seine Lebensdauer. Neben den technischen und funktionalen Aspekten, wird oft übersehen, dass bei Altsystemen auch die (versteckten) Kosten für den Betrieb und die Wartung eines Softwaresystems mit der Zeit überproportional ansteigen. Irgendwann erreichen die Kosten eine Höhe, an dem die E-Commerce-Plattform nicht mehr rentabel betrieben werden kann. An diesem Punkt muss sie ersetzt werden.3 Ein Prozess, der als “Replatforming” bezeichnet wird.
Replatforming: Die kraftvolle Transformation für eine sichere E-Commerce-Zukunft
Replatforming ist mehr als nur ein technischer Begriff. Es ist eine strategische Maßnahme, um die Wirtschaftlichkeit von E-Commerce-Plattformen wiederherzustellen. Es beinhaltet den Umstieg von einem veralteten System auf eine moderne Technologieplattform, um Effizienz und Gesamtbetriebskosten (Total Cost of Ownership, kurz: TCO) zu optimieren. Es ermöglicht nicht nur Kosteneinsparungen, sondern auch eine verbesserte Leistung, Sicherheit und Skalierbarkeit.
Doch diese Transformation erfordert sorgfältige Planung und Durchführung. Es ist von entscheidender Bedeutung, die aktuellen und zukünftigen Anforderungen des Unternehmens zu berücksichtigen und eine Plattform zu wählen, die diese am besten erfüllt. Selbstredend ist es wichtig, die TCO des neuen Systems genau zu analysieren, um realisierbare Kosteneinsparungen zu ermitteln. Dies betrifft die Kosten für Lizenzierung, Wartung, Schulung und Support sowie die indirekten Kosten, wie Ausfallzeiten und kurzfristige Produktivitätsverluste während der Migrationsphase.
Fazit: Die strategische Bedeutung von Replatforming
Replatforming bietet nicht nur Kosteneinsparungen, sondern auch eine erhebliche Verbesserung von Leistung, Sicherheit und Skalierbarkeit. Durch den rechtzeitigen Umstieg auf moderne Plattformen sind Unternehmen den sich ständig ändernden Anforderungen des Marktes gewachsen und sichern langfristig ihre Wettbewerbsfähigkeit. Unternehmen sollten das Replatforming daher als eine Investition in ihre Zukunft betrachten, um agil und konkurrenzfähig zu bleiben.
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Quellen:
1 https://bevh.org/detail/umsaetze-im-e-commerce-erreichen-talsohle
3 Sneed, Hasitschka, Teichmann: Software-Produktmanagement – Wartung und Weiterentwicklung bestehender Anwendungssysteme
Über den Autor
Wolfgang Vogl
Als Director Business Development bei Speed4Trade beschäftigt sich der Wirtschaftsinformatiker Wolfgang Vogl mit Strategien, Trends und neuen Konzepten im E-Commerce. In über 30 Jahren Berufserfahrung mit Softwareunternehmen, Projekten und Produkten spezialisierte er sich auf digitale Geschäftsmodelle und Commerce-Plattformen. Er schreibt regelmäßig Fachbeiträge für den Speed4Trade-Blog sowie als Gastautor für Fachpublikationen. Darüber hinaus ist er Lehrbeauftragter im Masterstudiengang „Digital Business Manager (MBA)“.
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