Pünktlich zu Beginn der Urlaubsreisezeit kommen aus Griechenland schlechte Nachrichten für Halterinnen und Halter von E-Fahrzeugen und Plug-in-Hybriden: Das Ministerium für Schifffahrt und Inselpolitik hat verfügt, dass „zur Vermeidung und zur Eindämmung der Brandgefahr und der Freisetzung giftiger Gase in den Fahrzeugtransportbereichen“ E-Autos und Hybridmodelle lediglich bis maximal 40 Prozent geladen sein dürfen, wenn sie auf den Autofähren Griechenlands befördert werden. Die Regelung gilt entsprechend für Autos mit anderen alternativen Kraftstoffen, wie Flüssiggas oder Erdgas; deren Tanks dürfen bis maximal 50 Prozent befüllt sein. Die Kontrollen finden direkt am Fährterminal statt.
„Für Reisende mit E-Auto ist das in mehrfacher Hinsicht ärgerlich: Zum einen müssen sie ihren Verbrauch treffsicher abschätzen, um mit nicht mehr als 40 Prozent Ladung am Hafen anzukommen. Zum anderen müssen sie nach Ankunft erst einmal eine Ladesäule finden und das, obwohl es um die griechische Ladeinfrastruktur nicht allzu gut bestellt ist. Während manche Reedereien sogar Lademöglichkeiten an Bord ihrer Fähren haben, hat Griechenland sich für das Gegenteil entschieden und macht E-Fahrern das Leben schwer“, erläutert Isabella Finsterwalder, Pressesprecherin des Automobilclub KS e.V.
Brandgefährliches E-Auto?
Generell stellt sich die Frage, inwieweit solche Maßnahmen überhaupt notwendig oder sinnvoll sind. Brennen E-Fahrzeuge tatsächlich vergleichsweise häufiger als Diesel oder Benziner? „Wann immer sich ein Fahrzeugbrand ereignet, fragen die meisten Menschen, ob es sich dabei um ein E-Fahrzeug handelte. Der Eindruck, dass E-Autos deutlich häufiger in Flammen aufgehen, hält sich hartnäckig. Doch dieser Eindruck ist falsch“, so Finsterwalder. Alexander Küsel, Leiter der Schadenverhütung im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), bestätigt: „Aus unseren Statistiken gibt es keinerlei Hinweise, dass Elektrofahrzeuge häufiger brennen als Autos mit Verbrennungsmotor.“ Wegen ihres brennbaren Treibstoffs besäßen Autos mit Verbrennungsmotor im Vergleich zu Stromern sogar eine höhere Brandlast.
Auch das Autoversicherungsvergleichsportal AutoinsuranceEZ, das den US-amerikanischen Fahrzeugmarkt untersucht hat, kommt zu dem Ergebnis, dass Verbrenner im Schnitt sogar 60 Mal häufiger in Brand geraten als Elektroautos. So entzünden sich von 100.000 Verbrennern ganze 1.529,9 Fahrzeuge, von 100.000 E-Autos hingegen nur 25,1. Demnach brennen also 1,53 Prozent der Verbrenner, aber lediglich 0,03 Prozent der E-Autos. Die Rangliste brennender Fahrzeuge wird jedoch angeführt von Hybrid-Modellen: Bei ihnen kommt es zu 3.474,5 Bränden je 100.000 Fahrzeuge, das entspricht 3,5 Prozent. Zurückzuführen sein dürfte die hohe Fallzahl darauf, dass in Hybriden beide Antriebsarten verbaut sind, die potenziell Feuer fangen können.
Brandschutzmaßnahmen für Fahrzeuge
Die Brandszenarien bei den verschiedenen Antriebsarten sind gleichwohl unterschiedlich. So steht ein Elektrofahrzeug deutlich schneller lichterloh in Flammen als ein Verbrenner. Das ist vor allem dann der Fall, wenn sich die Zellen im Lithium-Ionen-Akku entzünden. Das geschieht jedoch nicht zwangsläufig. Um ein erneutes Aufflammen des Feuers bei E-Autos zu verhindern, muss der Akku jedoch mit ausreichend Wasser über einen längeren Zeitraum gekühlt werden, wodurch insgesamt viel Wasser benötigt wird. Das Feuer bei einem Diesel oder Benziner wird hingegen oft mit Löschschaum bekämpft.
„E-Autos brennen also nicht häufiger, sondern einfach anders. Hinzu kommt, dass ein brennendes E-Auto in den Medien oft für großes Aufsehen sorgt, während Berichte über Verbrenner, die in Flammen stehen, kaum interessieren. Das ergibt ein verzerrtes Gesamtbild. Ob das griechische Vorgehen bei E-Autos auf Fähren in der neuen Regelung sinnvoll ist, darf also zumindest angezweifelt werden. Verringerte Ladezustände der E-Autos können hier nicht die Dauerlösung sein“, resümiert Finsterwalder.
Der KRAFTFAHRER-SCHUTZ e.V. (KS) ist mit rund 600.000 Mitgliedern der drittgrößte Automobilclub in Deutschland. Er ist seit Jahrzehnten Mitglied der Deutschen Verkehrswacht (DVW) und zählt zu den Gründungsmitgliedern des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR). Auf europäischer Ebene ist der KS zudem Gründungsmitglied des EAC (European Automobile Clubs). Das Ziel ist eine europaweit sichere und nachhaltige Verkehrspolitik. Darüber hinaus engagiert sich der KS seit mehr als 40 Jahren für mehr Umweltschutz und Energiesparen im gesamten Bereich des automobilen Verkehrs. Um den Stellenwert der Automobilbranche für Energiesparen sowie Klima- und Umweltschutz zu unterstreichen, beschloss der KS, ab 1981 jährlich den KS Energie- und Umweltpreis zu vergeben.
Mit seinen Töchtern AUXILIA Rechtsschutz-Versicherungs-AG und KS Versicherungs-AG bietet er eine umfassende Palette an Club- und Versicherungsleistungen – von der Wildschadenbeihilfe über den KS-Notfall- Service bis hin zu preiswerten Rechtsschutz- und Schutzbriefversicherungen –, die aufgrund von Leistung und Preis in den vergangenen Jahren viele Rankings gewonnen haben. In der Münchner Zentrale und in acht Bezirksgeschäftsstellen sind rund 180 Mitarbeiter beschäftigt. Der Jahresumsatz der KS-Gruppe liegt bei rund 140 Millionen Euro. Der Vertrieb erfolgt über 10.000 unabhängige Makler und Mehrfachagenten.
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