Verkehrssicherheit: Mehrheit befürwortet verpflichtende Rückmeldefahrten für Fahrer:innen ab 75 Jahren

Schwächere Sehkraft, längere Reaktionszeiten oder ein steifer Nacken: Mit steigendem Alter lässt die Fähigkeit nach, ein Fahrzeug sicher zu führen. Dieser Einschätzung stimmen 85 Prozent der Bundesbürger:innen zu. Gegenteiliger Meinung sind 10 Prozent und 5 Prozent sind unschlüssig. Und neun von zehn (90 Prozent) sind auch bereit, ihren Führerschein freiwillig abzugeben, insbesondere aufgrund körperlicher Beeinträchtigungen (84 Prozent), bei Erreichen eines bestimmten Alters (22 Prozent) oder aus anderen Gründen (18 Prozent). Das hat eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands unter 1.207 Personen ab 16 Jahren ergeben. „Der Anteil älterer Autofahrer nimmt aufgrund des demografischen Wandels stetig zu“, sagte Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands, bei Vorstellung der Studienergebnisse. „Ziel muss es sein, die Fahrkompetenz so lange wie möglich aufrecht zu erhalten.“ Laut Umfrage möchte die große Mehrheit (88 Prozent) so lange es geht über die eigene Mobilität selbst entscheiden. Für 72 Prozent ist selbst Auto zu fahren Voraussetzung, um am sozialen Leben teilnehmen zu können. Allerdings spricht sich eine deutliche Mehrheit dafür aus, das Unfallrisiko zu verringern. Gut drei von vier Befragten (76 Prozent) sind der Meinung, dass sich ältere Fahrer:innen einer verpflichtenden Überprüfung ihrer Fahrkompetenz unterziehen sollten. Und vier von fünf (80 Prozent) sagen, dass älteren Autofahrern der Führerschein entzogen werden sollte, wenn sie nicht mehr fahrtauglich sind. Bühler: „Es gilt, eine hohe Verkehrssicherheit mit dem Wunsch nach einer möglichst langen Teilhabe am motorisierten Straßenverkehr in Einklang zu bringen.“

Die Diskussion ins Rollen gebracht hatte der Entwurf für die Überarbeitung der europäischen Führerscheinrichtlinie. Die EU-Kommission hatte Gesundheitsprüfungen, eine Selbstauskunft und Fahreignungstests ab 70 Jahren vorgeschlagen. Das hält der TÜV-Verband für zu weitgehend und plädiert für eine verpflichtende Teilnahme an so genannten Rückmeldefahrten ab einem Alter von 75 Jahren. Ein geschulter Fahrtbeobachter fährt mit und gibt anschließend eine individuelle Rückmeldung zur Fahrkompetenz. „Bei Rückmeldefahrten bekommen die Teilnehmenden Feedback zu Stärken und Schwächen, erhalten Verbesserungsvorschläge und Hinweise zu neuen Verkehrsregeln“, sagt Bühler. „Es geht nicht um einen Seniorenführerschein oder den Entzug der Fahrerlaubnis.“ Für diesen Vorschlag gibt es eine breite Zustimmung in der Bevölkerung: 85 Prozent halten verpflichtende Rückmeldefahrten für Kraftfahrende ab 75 Jahren für sinnvoll. Auch bei der Gruppe der über 65-Jährigen ist die Zustimmung mit einem Anteil von 73 Prozent hoch. „Wichtig ist, dass die Rückmeldefahrten für Personen ab 75 Jahren verpflichtend sind. Nur so erreichen wir auch diejenigen, bei denen der Bedarf am höchsten ist“, erläutert Bühler. Nach Ansicht der Befragten sollten am ehesten Fahrschulen (70 Prozent) und Prüforganisationen wie TÜV oder DEKRA (53 Prozent) solche Rückmeldefahrten durchführen. 30 Prozent halten auch Verkehrsmediziner für geeignet und 29 Prozent staatliche Behörden wie die Polizei.

Mehr ältere Autofahrer: Herausforderung für die Verkehrssicherheit

Noch nie nahmen so viele ältere Menschen als Autofahrerinnen und Autofahrer am Straßenverkehr teil. Im Jahr 2023 waren nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes 25 Prozent der Autofahrenden 65 Jahre und älter. Vor acht Jahren, im Jahr 2015, waren es noch 17 Prozent. Laut Umfrage fährt in der Generation 65 Plus fast jede:r Dritte (32 Prozent) täglich mit dem Auto und 35 Prozent an drei bis fünf Tagen in der Woche. Das Unfallrisiko von Pkw-Fahrenden ab 75 Jahren steigt. Sind sie an Unfällen beteiligt, gelten sie in fast zwei von drei Fällen (65 Prozent) als Hauptverursacher:innen. Und: Ein Viertel aller bei Verkehrsunfällen tödlich verunglückten Personen war im vergangenen Jahr 75 Jahre oder älter. „Der demografische Wandel stellt den Straßenverkehr vor neue Herausforderungen“, sagt Bühler. „Eine zeitgemäße Verkehrspolitik muss die Mobilität älterer Menschen fördern und ihre Teilhabe sichern, ohne die Sicherheit im Straßenverkehr zu gefährden.“

Aus Sicht des TÜV-Verbands sollte sich das Instrument der Rückmeldefahrten auch auf freiwilliger Basis etablieren. „In allen Altersstufen können Führerscheinbesitzer von einer Rückmeldefahrt profitieren, um ihre Kenntnisse aufzufrischen und praktische Hinweise für ihre Fahrpraxis zu erhalten“, sagte Bühler. Darüber hinaus müsse der Verkehrsraum so gestaltet werden, dass schwächere Verkehrsteilnehmende besser geschützt werden. Gut erkennbare Fahrspuren, beleuchtete Fußübergänge, deutlich abgegrenzte Radwege und große, reflektierende Schilder können das Risiko von Unfällen verringern. Bühler: „Von einer gut ausgebauten Mobilitätsinfrastruktur profitieren am Ende alle Verkehrsteilnehmenden.“           

Nicht zuletzt könnten auch digitale Fahrassistenzsysteme die Verkehrssicherheit älterer Autofahrer:innen erhöhen. „Wichtig ist, dass die unterstützende Technik der Assistenzsysteme auch zuverlässig funktioniert“, sagte Bühler. Eine regelmäßige Überprüfung in der Hauptuntersuchung könne die Sicherheit der Fahrassistenzsysteme über den gesamten Lebenszyklus erhöhen. 

Die ausführliche Stellungnahme des TÜV-Verbands ist abrufbar im Positionspapier „Sichere Mobilität für ältere Verkehrsteilnehmende“

Weitere Informationen und eine Präsentation mit den Umfrageergebnissen sind hier abrufbar.

Methodik-Hinweis: Grundlage der Angaben ist eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands unter 1.207 Personen ab 16 Jahren, darunter 1.113 Führerscheinbesitzer:innen. Die Umfrage wurde vom 5. bis 11. September 2024 durchgeführt. 

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