Grundlegendes zu den PsIAs
Dr. med. Martin Greetfeld, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Ärztlicher Direktor der KIRINUS Tagesklinik Nymphenburg und Vorsitzender des PsIA Fachbeirats in Bayern erklärt: „Das Behandlungsangebot der PsIAs richtet sich an Personen, die sowohl an einer psychischen als auch an einer somatischen Erkrankung leiden, wobei beide Erkrankungen in einem gegenseitigen, psychosomatischen Zusammenhang zu betrachten sind. Aus der klinischen Erfahrung hat genau diese Patientengruppe ein hohes Risiko, im normalen Versorgungsystem durch die Maschen zu fallen, da Integration und Koordination der Behandlungsmaßnahmen sehr herausfordernd sind. Beispiele sind etwa Menschen mit Depression und einer Schmerzstörung, einer Tumorerkrankung und einer Angststörung, einer Essstörung und Diabetes, einer Traumafolgestörung und Adipositas – um nur wenige zu nennen. Für diese Patientinnen und Patienten ist die PsIA eine hochspezialisierte Anlaufstelle, die Zugang zu einer multimodalen Therapie ohne stationären Aufenthalt ermöglicht.“
Aufgabe des aQua – Instituts
Die „aQua – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH“ ist als unabhängige Auswertungsstelle für die Annahme der Daten der bayerischen PsIAs über ein eigens entwickeltes Webportal sowie für die jährliche Berichterstellung verantwortlich. Das Institut erstellt drei Berichtsformate: den Gesamtbericht, einen technischen Bericht sowie einen individuellen Feedbackbericht für jede der PsIAs, anhand dessen die Einrichtungen ihre Daten in Relation zum Gesamtleistungssystem setzen können. Als Datengrundlage dient die an das PsIA-Setting angepasste Ambulante Basisdokumentation (AmBADO) aller Patientinnen und Patienten, die in den bayerischen Psychosomatischen Institutsambulanzen behandelt wurden.
Verwendetes Datenmaterial
Für das Jahr 2022 liegen Daten aus sieben PsIAs vor, bis Ende 2023 war deren Zahl auf 10 gestiegen. Die Menge der auswertbaren Daten, die an das aQua-Institut übermittelt wurden, hat sich in diesem Zeitraum ungefähr verdoppelt. So lagen im Jahr 2023 bereits auswertbare Daten von 1.275 Patientenfällen (2022: 675) sowie 2.171 dazugehörige Dokumentationsbögen (2022: 1.032) vor. Letztere werden jeweils bei Beginn, im Verlauf und bei Beendigung der Behandlung online erfasst.
Ergebnisse der allgemeinen Datenauswertung
Die Ergebnisse der Datenauswertung geben einen Überblick über Charakteristika, soziodemografische Hintergründe sowie zugrundeliegende Erkrankungen und Beschwerdebilder der behandelten Personen. „Es muss darauf aufmerksam gemacht werden, dass sowohl 2022 als auch 2023 eine Psychosomatische Institutsambulanz mit einer besonders hohen Patientenfallzahl vertreten war. Die Auswertungsergebnisse werden somit vor allem durch die Patientenfälle dieser einen PsIA geprägt, was bei der Interpretation der Ergebnisse zu berücksichtigen ist“, schickt Anne-Sophie Hansen, Projektleiterin beim aQua-Institut, voraus.
Die Datenlage zeigt, dass die in den PsIAs versorgten Patientinnen und Patienten alle Altersgruppen umfassen. Das Durchschnittsalter lag im Jahr 2023 bei 46 Jahren. Rund zwei Drittel der Behandelten sind Frauen. Fast alle Patientinnen und Patienten leben in Privatwohnungen und mit ihrer Familie zusammen. Hervorzuheben ist der hohe Anteil der Patientinnen und Patienten mit Erwerbseinkommen: Rund die Hälfte der in den PsIAs behandelten Personen sind in Voll- oder Teilzeit beschäftigt. Auffällig ist sowohl für 2022 als auch für 2023 der hohe Anteil an Patientinnen und Patienten, die zu Behandlungsbeginn zwei oder mehr psychische Störungen, sogenannte „F-Diagnosen“, aufwiesen, also eine hohe Komorbidität haben. Dies betraf in beiden Jahren rund 80 Prozent der Behandelten. Rund drei Viertel der Behandelten litt bereits seit fünf Jahren oder länger an psychischen Symptomen mit Störungscharakter. Dies spiegelt sich auch in einem hohen Anteil an teilstationären oder stationären Vorbehandlungen bei den versorgten Patientinnen und Patienten wider.
„Die Daten zeigen deutlich, dass schwere psychische und psychosomatische Erkrankungen ein Problem sind, das in der Mitte der Gesellschaft zu verorten ist. Denn bei den Patientinnen und Patienten handelt es sich um sozial integrierte Menschen, von denen viele Familie haben und im Berufsleben stehen“, so Anne-Sophie Hansen. „Mit den PsIAs wurde ein relevantes Behandlungsangebot geschaffen, das sich gut in die Lebensrealität dieser Betroffenen integrieren lässt.“
Ausbau der PsIAs als Zielsetzung
„Die kontinuierliche Aufbereitung und Darstellung der bereits erhobenen Daten erweist sich als wertvolle Grundlage für die weitere Qualitätsentwicklung des Angebots“, so VPKA-Hauptgeschäftsführerin Dr. Ann-Kristin Stenger. Aufgrund des zunehmenden Leistungsgeschehens hofft sie auf einen zügigen weiteren Ausbau der Institutsambulanzen.
Auch die „Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung“ hat die Relevanz der PsIAs erkannt. In ihrer Achten Stellungnahme und Empfehlung fordert sie vom Gesetzgeber Weichenstellungen zum bundesweiten Ausbau des Angebots. Bislang sind Psychosomatische Institutsambulanzen erst in wenigen Bundesländern in relevantem Umfang vorhanden. Bayern hat hier erfreulicherweise bundesweit eindeutig eine Vorreiterrolle übernommen.
Für grundlegende Informationen zu PsIAs siehe auch https://www.vpka-bayern.de/aktuelles/pressemitteilungen/artikel/vpka-setzt-sich-fuer-staerkung-der-psychosomatischen-institutsambulanzen-ein
Der Verband der Privatkrankenanstalten in Bayern e. V. (VPKA) setzt sich als dynamischer und praxisnaher Verband seit mehr als 75 Jahren bayernweit für die inhaltlichen Belange der privaten Akut- und Rehakliniken ein. Er vertritt als größter Landesverband rund 170 Einrichtungen mit knapp 25.000 Betten. Sein Ziel ist eine qualitativ hochwertige, innovative und wirtschaftliche Patientenversorgung in Krankenhäusern und Rehabilitationskliniken. Neben der Beratung seiner Mitglieder vertritt er die Belange der Privatkrankenanstalten in gesellschaftlichen, sozialpolitischen und tariflichen Angelegenheiten.
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