Bauen in Zeiten des Klimanotstands
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Die Architektur als Ressourcenschlucker
92 Prozent aller mineralischen Ressourcen fließen ins Bauwesen. Das bedeutet, jedes Jahr verschwinden Milliarden Tonnen an Gestein, Sand und Kies in Hochhäusern, Straßen und Infrastrukturprojekten. Fast die Hälfte dieser Ressourcen geht allein in den Hochbau. In einer Welt, die zunehmend unter Ressourcenknappheit leidet, sind diese Zahlen alarmierend.
„Wir brauchen ein neues Zeitalter des Bauens“, betonte Prof. Roswag-Klinge. „Eines, das die planetaren Grenzen respektiert. Wir stehen vor einer epochalen Wende: Klimakiller wie Beton und Stahl müssen durch nachhaltige Materialien substituiert und der Ressourcenkreislauf gänzlich umgedacht werden.“
Unsichtbaren Wohnraum sichtbar machen
Ein zentrales Anliegen des Workshops war die Umnutzung und Verdichtung bestehender Strukturen. In Deutschland stehen 1,7 Millionen Wohnungen leer – ein immenses Potenzial, das kaum genutzt wird. Hinzu kommt, dass weitere 2,4 Millionen Wohnungen durch Aufstockungen in den Städten entstehen könnten. ,,Wir wollen nicht mehr neu bauen, wenn wir im Bestand noch so viel Raum haben“, erklärte der Architekt eindringlich. Das erfordert jedoch ein Umdenken in der Planung: ,,Balken müssen Balken bleiben“, sagte er. Holz und Lehm – natürliche Materialien, die recycelbar und energieeffizient sind – stehen dabei im Zentrum seines Handels. Lehm etwa benötigt keine aufwendigen Lüftungssysteme und fördert ein angenehmes Raumklima.
Neubauten sollten die Ausnahme. Stattdessen gilt es, bestehende Strukturen nutzen, zu verdichten und ressourcenschonend umzugestalten nach dem Prinzip ,,Reduce, Reuse, Recycle“. Als Modellprojekt für zukunftsfähiges Bauen stellte er den studentischen Entwurf ,,Neighbourwood – Ein Holzhochhaus mit markanter Tragstruktur“ vor, einen Neubau am Haus der Statistik in Berlin.
Neighbourwood – Ein visionäres Holzhochhaus für Berlin
Ziel des studentischen Gebäudeentwurfs ist es, einen Raum zu schaffen, der den Anforderungen unterschiedlicher Lebens- und Arbeitsmodelle gerecht wird. Wohnen, Arbeiten und Kultur sollen in einem Gebäude vereint werden, das bestehende und neue Nachbarschaften miteinander verknüpft. Begegnungsräume wie das öffentliche Erdgeschoss, ein nachbarschaftlicher Dachgarten und der sogenannte Nachbarschaftsboulevard im vierten Obergeschoss fördern den Austausch und die Gemeinschaft, erläuterte Prof. Roswag-KIinge. Die offene Atmosphäre, die aktuell durch die Pioniernutzung des Areals entsteht, soll in den Neubau übertragen werden. Bewohner:innen, Kulturschaffende und Pioniernutzer:innen sollen sich als Teil einer gemeinsamen Nachbarschaft verstehen, in der die Grenzen zwischen privat und öffentlich flexibel gestaltet werden.
Wohnkonzept: Vielfalt und Anpassungsfähigkeit
Das Wohnkonzept basiert auf drei Gebäudetypologien, die unterschiedliche Wohnformen ermöglichen:
1. Die Scheibe bietet eine räumliche Schichtung von öffentlich zu privat.
2. Der Turm ist durch vertikale Nachbarschaften geprägt.
3. Der Anbau umfasst betreute Wohnungen und konventionelle 2- bis 4-Zimmerwohnungen.
Von Einzimmerclustern mit privatem Bad und Kochzeile bis hin zu Groß-WGs mit mehreren Zimmern – die Wohneinheiten der Zukunft sollen sich dem Lebensstil ihrer Bewohner anpassen und nicht umgekehrt.
Konstruktion: Flexibel, nachhaltig, reversibel
Diese flexiblen Wohnkonzepte gehen Hand in Hand mit nachhaltigen Tragwerksstrukturen. Tragwerke aus Holz, beispielsweise in Form von Massivholzplatten, erstrecken sich über drei Ebenen und schaffen vielseitig nutzbare Räume und fördern eine lange Lebensdauer. „Drei Geschosse können als eine Einheit funktionieren – innen ist alles flexibel gestaltbar“, erklärte Roswag-Klinge. Außenliegende Balkone erweitern den Wohnraum und bieten gleichzeitig Sonnen- und Wetterschutz.
Ein Vorbild für die Zukunft des Bauens
Mit Neighbourwood wird ein visionäres Modell für die Architektur der Zukunft präsentiert. Es zeigt, wie nachhaltige Bauweisen und innovative Wohnkonzepte nicht nur den Klimanotstand adressieren, sondern auch soziale und kulturelle Räume schaffen können.
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