Niedersachsens Kulturminister Falko Mohrs bemerkt:
„Auch für die Neue Sachlichkeit gilt: es gibt viele berühmte männliche Vertreter aufzuzählen, aber nur eine Handvoll bekannter Künstlerinnen. Die fehlende Sichtbarkeit von Künstlerinnen in Sammlungen und Ausstellungen ist ein hochaktuelles Thema. Umso mehr freut es mich, dass das Sprengel Museum Hannover mit der Ausstellung das außerordentliche Gesamtwerk von Grethe Jürgens würdigt und uns die Gelegenheit gibt, die Künstlerin in ihrer ganzen Schaffensbreite kennenzulernen. Zu entdecken ist dabei nicht nur eine außergewöhnliche hannoversche Künstlerin, sondern auch ihre enge Verbindung mit ihrer Heimatstadt und dem Land Niedersachsen.“
WERDEGANG UND STIL
1899 in der Nähe Osnabrücks geboren, begann Grethe Jürgens ihr Grafikstudium in Hannover, wo sie auf Künstler*innen traf, die später die hannoversche Gruppe der Neuen Sachlichkeit prägten. Schon früh zeigte sich ihr Talent in eindrucksvollen Porträts und lebendigen Stadtansichten. Ihre charakteristische Bildsprache beschreibt Kuratorin Karin Orchard:
„Grethe Jürgens entwickelte einen unverkennbaren Stil, der durch präzisen Realismus und einen analytischen, distanzierten Blick besticht. Mit großer Sensibilität hielt sie das Leben von Arbeiter*innen und gesellschaftlichen Randgruppen fest, ohne zu verurteilen oder zu idealisieren. Ihre Werke beleuchten feinfühlig die sozialen Spannungen und Herausforderungen des Lebens am Rand der Gesellschaft.“
KARRIERE UND HERAUSFORDERUNGEN
Ihren künstlerischen Durchbruch erlebte Jürgens mit ersten Ausstellungen ab 1928. Ihre Werke fanden rasch Anerkennung und wurden von öffentlichen Sammlungen erworben. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten änderte sich das Umfeld für die Kunst dramatisch. Obwohl sie sich in der Reichskammer der bildenden Künste registrieren musste, blieb Jürgens unabhängig und trat der NSDAP nicht bei. Um den Repressionen zu entgehen, wandte sie sich unpolitischen Themen wie Landschaften und Pflanzen zu. Diese Phase, die sie selbstironisch als „Unkrautmalerei“ bezeichnete, zeigt ihre kreative Anpassungsfähigkeit.
Besondere Beachtung fanden Jürgens‘ „Trümmerbilder“, die das zerstörte Hannover in eindrucksvoller Weise dokumentieren. Diese Werke fangen sowohl die Schrecken des Krieges als auch die Hoffnung auf Wiederaufbau ein. In den 1950er Jahren erfuhr Jürgens eine wachsende Anerkennung als wichtige Vertreterin der Neuen Sachlichkeit. Ihre späteren Arbeiten zeigen eine Weiterentwicklung hin zur abstrakten Kunst mit innovativen Serien wie den „Linienkompositionen“ und den „Kaleidoskopen“. Museumsdirektor Reinhard Spieler konstatiert:
„Lange Zeit stand Grethe Jürgens im Schatten anderer Vertreter*innen ihrer Generation – diese Schau, die erstmalig seit den 1950er Jahren einen Überblick aus allen Schaffensphasen präsentiert, bietet die Gelegenheit, ihre künstlerische Bandbreite neu zu entdecken und sie als eine der vielseitigsten Stimmen ihrer Zeit neu zu würdigen.“
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