Betriebsnachfolge muss gut geplant sein

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Donnerstag, Apr. 24, 2025
Kammerchef Friedrich zeigt die volkswirtschaftliche Bedeutung der Weiterführung von Handwerksbetrieben auf. „Das Handwerk sichert Arbeits- und Ausbildungsplätze und ist ein wichtiger Faktor für die Nahversorgung der Bevölkerung. Der Schaden ist groß, wenn in einzelnen Regionen beispielsweise Bäckereien oder Metzger mangels Nachfolger schließen müssen. Jeder weiß: Handwerksbetriebe erbringen Leistungen, die wesentlich zur Stabilität der Gesamtwirtschaft und zum Lebenskomfort beitragen. Hinzu kommt, dass in diesen Firmen in der Region Stuttgart annähernd 50.000 Mitarbeiter beschäftigt sind.“ Um den demografischen Wandel zu meistern, seien Mittelstand und Handwerk zukünftig mehr denn je auf innovative und kreative Unternehmer angewiesen. „Wir brauchen diese dynamischen und entschlossenen jungen Menschen mit guten Ideen. Erfolgreiche Betriebsübernahmen erhalten nicht nur Arbeitsplätze, sondern schaffen oft neue und generieren höhere Steuereinnahmen. Sie verhelfen der Wirtschaft zu einer besseren Dynamik, beschleunigen die notwendigen strukturellen Anpassungsprozesse und führen nicht selten zu neuen, innovativen Produkten und Leistungen, die für die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft von hoher Bedeutung sind.“
Meister als solide Qualifikation
Peter Friedrich weiß: „Das Gründen wie auch die Übernahme eines Betriebes gehören zur DNA des Handwerks. Selbstständig zu sein, ist für viele Handwerker Teil ihres Selbstverständnisses. Deshalb absolvieren auch viele junge Handwerker die Meisterprüfung, um die maßgeschneiderte Qualifikation mitzubringen.“ Doch werden in den letzten Jahren auch im Handwerk Gründungen vor allem in den meisterpflichtigen Berufen immer schwieriger und komplexer. „Wenn wir aber weniger Betriebsgründer und weniger Nachfolger haben, schwächt das die Wirtschaftskraft.“
Beim Thema Betriebsnachfolge handelt es sich nicht um ein branchenspezifisches Thema. Es geht vielmehr um einen ganz normalen Generationenwechsel, der sich von A wie Augenoptiker bis Z wie Zimmerer-Handwerk durchzieht. Betriebsübergaben laufen dort zielführend und problemlos, wo das Thema frühzeitig erkannt und angegangen wird, so die Erfahrung der Betriebswirtschaftlichen Berater bei der Stuttgarter Handwerkskammer. Die übergabebereiten Unternehmer informieren sich rechtzeitig, stellen die Weichen in der Familie, im Betrieb oder strecken die Fühler nach externen Übernehmern aus und gehen das Thema aktiv an. Die Informationsphase mündet dann in die Beratungsphase. Ganz wichtig ist dann die Entscheidungsphase. Involviert sind Berater, Banken, der Steuerberater, vielleicht ein Rechtsanwalt oder ein Notar – und nicht selten von Anfang an die Belegschaft. Eine sinnvolle Transparenz gibt den Beschäftigten die Sicherheit, dass es weitergeht.
Ein wirtschaftlich gesunder Betrieb mit Renditeaussichten, einem Kundenstamm und einer funktionierenden Belegschaft wird in der Regel eine für beide Seiten zufriedenstellende Nachfolgelösung realisieren können. Dies gilt auch in derzeit schwierigen Branchen wie beispielsweise im Lebensmittel-Handwerk. Stimmen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind junge Handwerkerinnen und Handwerker – egal ob aus der Familie, aus der Belegschaft oder Externe – bereit, in die Verantwortung zu gehen. Es ist aber zu beobachten, wie eine Corona-Pandemie, die Energiekrise oder die Folgen der Inflation rasant Vorstellungen, Umstände und Pläne über den Haufen werfen können. Solche nicht vorhersehbaren Faktoren gilt es mit der Erfahrung der Übergeber und der Zuversicht der nachrückenden Generation abzufedern.
Wie sieht die ideale Nachfolgelösung aus?
Die Berater bei der Handwerkskammer Region Stuttgart erleben sehr häufig, dass sich Betriebsinhaber zu spät mit der Nachfolgeregelung befassen. Oft sind die Vorstellungen bezüglich des Unternehmenswerts und der daraus folgende Kaufpreis oder die Pachthöhe überhöht. Ist das Unternehmen ein wesentlicher Teil der Altersabsicherung des Übergebers, schränkt dies die Gestaltungsmöglichkeiten im Nachfolgeprozess deutlich ein. Liegt zudem noch ein Investitionsstau vor, wird es besonders schwierig. Der Übergeber darf auch nicht versäumen, sich rechtzeitig zurückzuziehen. Er muss Verantwortung übergeben, er muss loslassen können. Die Qualifikation des Nachfolgers muss zudem stimmen. Dies sowohl in fachlicher Weise als auch in den menschlichen Voraussetzungen wie Durchhaltevermögen, Führungskompetenzen sowie unternehmerischen Qualitäten. Die Meisterprüfung im Handwerk ist hierbei eine sehr solide Basis. Und nicht zuletzt braucht es Vertrauen und die Wertschätzung zwischen Übergebern und Übernehmern. Das alles muss stimmen, schließlich handelt es sich ja um das Lebenswerk auf der einen und um die Lebensziele auf der anderen Seite.
Expertenwissen unbedingt nutzen
Die Betriebswirtschaftlichen Berater der Handwerkskammer sind erfahrene Begleiter für Übergeber wie für Übernehmer. Sehr empfehlenswert ist auch ein Gespräch mit dem sogenannten Moderator für Unternehmensnachfolge bei der Handwerkskammer. Er berät in ausführlichen Erstgesprächen, analysiert die momentane Situation, fragt Vorstellungen ab, erarbeitet Lösungsansätze, plant die nächsten Schritte und vermittelt gegebenenfalls weitere Beratungstermine. Zum kostenfreien Service der Handwerkskammer gehört zudem die umfassende Beratung im gesamten Nachfolgeprozess. Hierfür ist ein Vor-Ort-Termin mit dem Spezialisten ratsam. Wichtig ist eine für beide Seiten neutrale Beratung zu bieten.
Weil Betriebsnachfolgen komplexe Konstrukte sind, gehen die Handwerkskammern das Thema derzeit intensiv an. Ziel des Projekts Nachfolgenetzwerk ist beispielsweise, potenzielle Übergeber und Übernehmer für das Thema Betriebsnachfolge zu sensibilisieren. „Wir wollen die nötige Aufmerksamkeit sowie die passenden Informations- und Beratungsangebote schaffen“, berichtet Peter Friedrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Für ihn hat die Sensibilisierung und Beratung der Zielgruppen höchste Priorität. „Die hohen Teilnehmerzahlen bei Vorträgen zeigen immer wieder, wie relevant das Thema im Handwerk ist. Deshalb ist es wichtig, die Maßnahmen bei unseren Zielgruppen, aber auch weit darüber hinaus zu positionieren.“
Um die Zielgruppen wie Meisterschüler, Studenten, Studienabbrecher, Quereinsteiger, vor allem die Nutzer der Social-Media-Kanäle für eine Betriebsnachfolge im Handwerk zu sensibilisieren, entstanden bei der Handwerkskammer Region Stuttgart mehrere Best-Practice-Videos. So erzählt ein Akademiker von seinem Weg ins Handwerk, ebenso wird der Weg eines angestellten Jungmeisters vorgestellt, wie er einen global agierenden Handwerksbetrieb übernimmt. „Zur Palette der unterstützenden Maßnahmen ist weder die Betriebsbörse der Kammer wegzudenken noch die Web-Seminare oder Fachvorträge in Meisterkursen“, betont Kammerchef Friedrich.
Was ist bei einer Betriebsnachfolge unbedingt zu beachten?
9 Ratschläge zum Nachdenken
Infos:
www.hwk-stuttgart.de/betriebsuebergabe, www.hwk-stuttgart.de/betriebsboerse
www.hwk-stuttgart.de/nachfolgenetzwerk, www.hwk-stuttgart.de/veranstaltungen
Kostenfreie Info-Veranstaltungen „Rund um die Betriebsnachfolge“:
Beginn immer 18:30 Uhr, Anmeldung: www.hwk-stuttgart.de/nachfolge2023-wn
Handwerkskammer Region Stuttgart
Heilbronner Straße 43
70191 Stuttgart
Telefon: +49 (711) 1657-0
Telefax: +49 (711) 1657-222
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