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Anfang des Jahres wurde ein zwischenstaatliches Abkommen zwischen Tansania und dem Emirat Dubai bekannt. Das Abkommen regelt die Verwaltung des Hafens von Dar es Salaam durch das emiratische Logistikunternehmen DP World. Kritiker bemängeln, dass es das emiratische Unternehmen unverhältnismäßig stark begünstigt und Tansania nicht genügend wirtschaftliche Vorteile bringt. Außerdem behaupten die Gegner des Abkommens, dass es die Fähigkeit Tansanias, seine nationalen Interessen zu schützen, erheblich schwächt. Zu den Gründen für letztere Behauptung gehören eine Klausel, die einen Rücktritt von dem Abkommen "unter allen Umständen" verhindert, oder die Tatsache, dass die Beilegung von Streitigkeiten in Südafrika und nicht in der tansanischen Gerichtsbarkeit stattfinden soll. Auch wenn die Proteste nicht weit verbreitet sind, hat Human Rights Watch berichtet, dass die tansanischen Behörden seit dem 10. Juni mindestens 22 Personen festgenommen haben, nachdem sie das Abkommen kritisiert hatten.

Diese Verhaftungen könnten darauf hindeuten, dass sich der politische Raum in Tansania in den letzten Jahren wieder geöffnet hat. Darüber hinaus ist die Popularität von Präsidentin Samia Suluhu Hassan seit dem Bekanntwerden der Vereinbarung über das Hafengeschäft gesunken.

Hassan (oft auch Samia genannt) wurde nach dem unerwarteten Tod von John Magufuli im März 2021 Präsidentin von Tansania. In ihren ersten Amtsjahren versuchte sie, mehr ausländische Investoren ins Land zu holen, und ging auf die Opposition zu, indem sie im Januar dieses Jahres das Verbot von Kundgebungen aufhob. Andererseits festigte sie auch ihren Einfluss auf die Regierungspartei Chama Cha Mapinduzi (CCM), indem sie Kritiker innerhalb der Partei aus wichtigen Positionen entfernte, wie etwa den Sprecher des Parlaments Job Ndugai, der im Januar 2022 zurücktrat. Ihre Konsolidierungsbemühungen wurden jedoch durch die Enthüllung des Inhalts des Dokuments geschwächt, was zu Kritik in ihrer eigenen Partei führte. Dennoch wurde ihre Führungsrolle in der Partei nicht ernsthaft in Frage gestellt.

Die regierende CCM-Partei war bis 1992 die einzige gesetzlich zugelassene Partei im Land und hat seither jede Präsidentschaftswahl gewonnen. Aus diesem Grund ist Präsidentin Hassan nach wie vor die klare Favoritin für den Sieg bei den Präsidentschaftswahlen 2025.

Auf wirtschaftlicher Ebene hat die Wirtschaft Tansanias die Covid-19-Pandemie gut überstanden. Die durch den Krieg in der Ukraine verursachten Preissteigerungen für Treibstoff und Düngemittel haben zu einer höheren Inflation geführt, die durch den ausbleibenden Regen, der die Nahrungsmittelproduktion beeinträchtigt hat, noch verstärkt wurde. Die gestiegenen Lebensmittelpreise erschweren das Leben in einem Land, in dem etwa die Hälfte der Bevölkerung von einer gewissen Ernährungsunsicherheit betroffen ist. Trotz dieser Faktoren rechnet der europäische Kreditversicherer Credendo weiterhin mit robustem Wirtschaftswachstum.

Der tansanische Schilling hat vor kurzem ein Allzeittief gegenüber dem US-Dollar erreicht, wobei der Wechselkurs in den letzten Monaten gestiegen ist, nachdem er über Jahre relativ stabil war. Dies könnte ein Zeichen für eine größere Flexibilität in Bezug auf den Wechselkurs sein. Sollte dies der Fall sein, wäre dies aus Sicht von Credendo eine positive Entwicklung für die Devisenreserven Tansanias, die in letzter Zeit unter Druck geraten sind.

Die öffentlichen Finanzen Tansanias gelten als tragfähig, mit einer öffentlichen Schuldenquote von rund 40 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die öffentlichen Ausgaben stiegen während der Covid-19-Pandemie an, sind aber seitdem unter Kontrolle. Die niedrigen Staatseinnahmen bedeuten, dass das Verhältnis der öffentlichen Schulden zu den öffentlichen Einnahmen etwas höher ist und im Jahr 2023 bei etwa 270 % liegt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt das Land als mäßig gefährdet ein, was es von vielen anderen afrikanischen Ländern südlich der Sahara unterscheidet.

Das kurzfristige politische Risiko Tansanias wird derzeit von Credendo in der mittleren Kategorie 4 von 7 bewertet. Das mittel- bis langfristige politische Risiko ist in der schwachen Kategorie 6 von 7. Trotz der zunehmenden politischen Spannungen werden diese Ratings voraussichtlich stabil bleiben.