Raus kommt Wasserdampf: Test von Brennstoffzellenbussen im Landkreis Gießen läuft

Bus- und Bahnfahren ist umweltfreundlich. Darauf wollen sich Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV), Verkehrsgesellschaft Oberhessen (VGO) und Landkreis Gießen aber nicht ausruhen. “Wir wollen ab 2030 keine neuen Verkehrsleistungen mehr mit Diesel ausschreiben – weder auf der Straße noch auf der Schiene”, so RMV-Geschäftsführer Dr. André Kavai. „Voraussetzung für das Ende des Dieselzeitalters ist, dass Alternativen zur Verfügung stehen, die in Sachen Verlässlichkeit und Wirtschaftlichkeit mithalten können. Welche Vorteile Brennstoffzellenbusse im regionalen Busverkehr mit täglichen hunderten Kilometern Fahrweg und bei Steigungen haben, beobachten wir aktuell in der Lernwerkstatt Gießen.“

„Alternative Antriebe sowie der Ausbau erneuerbarer Energien sind Zukunftsthemen, die wir im Landkreis gemeinsam mit den Kommunen, aber auch der Wirtschaft angehen“, sagt Anita Schneider, Landrätin des Landkreises Gießen. „Die Lernwerkstatt und der damit verbundene Einsatz von zwei Brennstoffzellenbussen im ländlichen Raum sind deshalb ein Projekt, das uns am Herzen liegt. Wir möchten mit diesem Beitrag auch den Mittelstand vor Ort bei den Herausforderungen der Energiewende und einem CO2-neutralen ÖPNV unterstützen.“ Ein Dankeschön gelte Frank Roth von Roth-Energie, der seine neue Wasserstofftankstelle für die Lernwerkstatt in Gießen zur Verfügung stellt.

Neben intensiven Schulungen zur Fahrzeugtechnik für Werkstatt und Fahrdienst sind die zwei Brennstoffzellenbusse der Firma Van Hool nun auch auf den Strecken der Verkehrsunternehmen Erletz, ESE, Franke, Schwalb, Weber und WEFRA unterwegs. Das Konzept „Lernwerkstatt Brennstoffzellenbusse im Landkreis Gießen“ bietet kleineren und familienbetriebenen Verkehrs-unternehmen die Möglichkeit, die neue Technologie im ländlichen Raum zu testen. Bei dem Projekt handelt es sich um eine Kooperation des Landkreises Gießen, des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV), der Verkehrsgesellschaft Oberhessen (VGO) und der Fahrzeugmanagement Region Frankfurt RheinMain GmbH (fahma).

Chance für kleine und mittelständische Verkehrsbetriebe

“Der Einsatz von lokal CO2-neutralen Brennstoffzellenfahrzeugen im Gießener Umland hilft uns nicht nur dabei die ÖPNV-Klimaziele zu erreichen, sondern gibt unseren Fahrgästen auch gleichzeitig ein noch besseres Gefühl für die eigene Klimabilanz. Unser Ziel muss es sein, den Einsatz von alternativen Antrieben in der Region Schritt für Schritt weiter voranzutreiben – da sind die zwei Brennstoffzellenbusse von Van Hool ein super Anfang”, so Volker Hofmann, Geschäftsführer der VGO.

“Brennstoffzellen sind eine Zukunftstechnologie, in die wir schon lange vertrauen und die es brauchen wird, um die Verkehrsbetriebe nachhaltig umzurüsten. Es freut mich sehr, dass Van Hool mit zwei fabrikneuen Brennstoffzellenbussen für den Landkreis Gießen einen Teil dazu beitragen kann. Die Fahrzeuge des neuen Typs „A12 BZ“ sind die ersten Fahrzeuge, welche nach Deutschland ausgeliefert wurden. Mit moderner Ausstattung, Klimatisierung und einem Mehrzweckbereich u. a. für Fahrräder und Kinderwägen sind die Fahrzeuge auch top ausgerüstet”, so Filip Van Hool, Geschäftsführer der Van Hool NV.

Die RMV-Tochtergesellschaft fahma stellt die eigens angeschafften Brennstoffzellenbusse in einer Lernwerkstatt den im Landkreis Gießen ansässigen Verkehrsunternehmen rotierend bis Ende 2024 zur Verfügung. Die Fahrzeuge kommen dabei aktuell auf diversen regionalen und lokalen Linien des RMV bzw. der VGO zum Einsatz. Der Landkreis Gießen übernimmt die Kosten der Fahrzeugbereitstellung. Nach erfolgreich abgeschlossener Testphase sollen die Brennstoffzellenbusse Teil eines im Wettbewerb vergebenen regionalen RMV-Linienbündels des Landkreises werden.

Das Gesamtinvestitionsvolumen des Projekts “Lernwerkstatt” umfasst die Busse inkl. Schulungen und beziffert sich auf ca. 1,4 Mio. Euro. Davon übernimmt das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen über den Fördermittelgeber Hessen Agentur 416.000 Euro. Dies entspricht ca. 40 Prozent der Investitionsmehrkosten, die im Vergleich zur Anschaffung vergleichbarer Dieselbusse anfallen.

Die Brennstoffzellenbusse von Van Hool

Die zweitürigen Busse sind vollelektrisch. Die Sitzbezüge haben eine wasser- und schmutzabweisende Beschichtung und sind antibakteriell. Im Innenraum sorgen drei Monitore für die Fahrgastinformation sowie über den gesamten Innenraum verteilte USB-Buchsen für volle Akkus bei den Fahrgästen: Besonderheit hier ist die zusätzliche Berücksichtigung des neuen USB-C-Standards. Außerdem ist eine Klimaanlage mit Virenzersetzer verbaut. Natürlich wurde auch an das Fahrpersonal gedacht. So kommen moderne Monitore mit Kamerasystem statt Spiegel zum Einsatz. Darüber hinaus verfügt das Fahrzeug schon über einen beidseitigen Abbiegeassistenten.

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