Ein Pantoffel soll ja möglichst bequem sein. Daran angelehnt empfiehlt die Stiftung Warentest Anlegerinnen und Anlegern seit Jahren den Aufbau eines „Pantoffel-Portfolios“. Das besteht aus zwei Bausteinen: renditestarken Exchange Traded Funds (ETFs), die einen Weltindex wie den MSCI World abbilden, und sicherem Tages- und Festgeld oder einem Anleihe-ETF. Je nach Risikotyp, Alter und der zur Verfügung stehenden Zeit für die Anlage kann man sich für verschiedene Varianten entscheiden. Um Geld in ETFs anzulegen, brauchen Sie ein Depot. Das gibt es bei der Hausbank, es ist dort aber meistens relativ teuer. Gute und günstige Depots bieten nach dem Depottest von biallo.de etwa Neobroker wie „Smartbroker+“ oder Traders Place, aber auch Direktbanken wie die ING.
Beispiel: Wer je 50 Prozent in Aktien-ETFs und 50 Prozent in Zinsanlagen investiert, hat eine ausgewogene Variante gewählt. Würden die Aktienkurse nun vorübergehend um 20 Prozent einknicken, verlöre der Wert der Geldanlage eben nur zehn Prozent. Und ein echter Verlust wäre das auch nur dann, wenn man die ETFs verkauft und nicht die schwache Börsenphase aussitzt.
Aktien-ETFs kommen aber nur für Sie in Frage:
- Wenn Sie Zeit und Geduld mitbringen. Die Stiftung Warentest rät, nur Geld in Aktienfonds zu investieren, das man langfristig mindestens zehn Jahre entbehren kann.
- Wenn Sie das angelegte Geld nicht zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt benötigen. Sie sollten so flexibel sein, dass Sie mit dem Verkauf Ihrer gesammelten Fondsanteile auch notfalls ein paar Jahre warten können, falls ausgerechnet in der Phase, in der Sie verkaufen wollen, die Kurse gerade stark heruntergegangen sind.
- Sie sollten sich nicht von vorübergehenden Verlusten irritieren lassen. Wenn Sie an der Börse langfristig über Fonds investieren, sollten Sie auch dann ruhig schlafen können, wenn die Kurse Ihrer Fondsanlagen zwischenzeitlich einmal um 20 oder 30 Prozent gesunken sind.
- Wenn Sie mit Ihren Erben über Ihre Anlagen geredet haben und diese damit im Falle Ihres Ablebens sinnvoll umgehen können (und zum Beispiel nicht alles panisch verkaufen, wenn das Depot gerade in den roten Zahlen ist).
Solche Pantoffel-Portfolios haben sich in der Vergangenheit glänzend bewährt, wie die jüngsten Berechnungen von Stiftung Warentest zeigen. Die durchschnittliche jährliche Rendite der hier vorgestellten ausgewogenen Variante bewegte sich in den vergangenen zehn Jahren auf mehr als sechs Prozent. Bei der offensiveren Variante, bei der sich der Aktienanteil auf 75 Prozent beläuft, liegt die durchschnittliche Rendite in dem Zehn-Jahres-Zeitraum sogar bei mehr als neun Prozent. Unterstellt ist dabei aber immer, dass das Gesamtportfolio durch den Verkauf der übergewichteten Anlageprodukte und Nachkauf der untergewichteten Produkte ausbalanciert wird, sobald eines der Bestandteile um mehr als zehn Prozentpunkte von seinem Ausgangspunkt beziehungsweise der damals gewählten Gewichtung abweicht.
Beispiel: Beim ausgewogenen Portfolio wird umgeschichtet, sobald der Sicherheitsbaustein oder der Renditebaustein auf mehr als 60 Prozent steigt oder unter 40 Prozent fällt.
Für Verbraucherschützer Merten Larisch ist dieses Rebalancing „der Schlüssel für den Renditeerfolg“. Rebalancing helfe auch dabei, „dass die eigenen Gefühle außen vorbleiben und ich je nach Nachrichtenlage den Aktienanteil erhöhe oder verringere“. Das führe immer zu Einbußen bei der Rendite. „Das Gefühl“, sagt Larisch, „ist der größte Feind der Geldanlage.“
Eine Beispielrechnung für Anlegende, die 100.000 Euro zur Verfügung haben (Ergebnisse immer vor Steuerabzug):
+ Eine Single-Frau, 47, ohne Kinder, erbt das Geld. Sie verdient sehr gut, lebt in einer Eigentumswohnung, die bereits abbezahlt ist, und will das Geld bis zur Rente mit 67 Jahren anlegen. 10.000 Euro steckt sie auf ein Tagesgeldkonto mit überdurchschnittlich hohen Bestandszinsen. Ab und zu hebt sie von dem Konto Geld ab, im Durchschnitt bleiben auf dem Konto aber die 10.000 Euro. Bei einer durchschnittlichen Verzinsung von 2,0 Prozent und Wiederanlage der jährlichen Zinserträge sind daraus nach 20 Jahren rund 14.860 Euro geworden.
+ Weitere 40.000 Euro legt sie in Festgeld an, in Tranchen von je 10.000 Euro für 1, 3, 5 und 10 Jahre. Wird das Geld fällig, legt sie es sofort wieder an, aber so, dass sie alles mit 67 zur Verfügung hat. Dann will sie das Geld in Auszahlpläne stecken und für große Reisen ausgeben. Bei einer durchschnittlichen Verzinsung von 2,5 Prozent und Wiederanlage der Erträge sind daraus nach 20 Jahren mit Zins- und Zinseszins rund 65.545 Euro geworden.
+ Die restlichen 50 000 Euro kann sie nun in einen ETF stecken, der dem MSCI World folgt, dem Standardindex für Privatanleger. Dieser Index deckt einen Großteil der globalen Börsenwelt ab, da er der Kursentwicklung von gut 1.400 Aktien aus 23 Industrieländern folgt. In dem Aktienindex stecken Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen – von A wie Amazon bis V wie Volkswagen. Oder sie wählt einen marktbreiteren ETF, der die Kursentwicklung des MSCI All Country World abbildet. Man könnte zu ihm auch sagen, das ist der „Wahre-Welt-Index“ mit knapp 2.700 Aktien. Er enthält neben den Titeln aus den 23 Industrieländern auch Aktien aus 24 Schwellenländern, wie zum Beispiel China oder Indien. Legt die Anlegerin Wert auf nachhaltigere Produkte, kann sie zum Beispiel auf den MSCI World SRI Low Carbon Select 5 % Issuer Capped setzen. Die für nachhaltige Fonds häufig verwendete Buchstabenkombination SRI steht für Socially Responsible Investment, also „sozialverantwortliche Anlage“. In diesem Index sind von den 1.400 Unternehmen im Mutter-Index nur etwa 400 übrig geblieben. Alle anderen Aktien sind ausgesiebt, weil die Unternehmen nicht nachhaltig genug arbeiten oder die sozialen Kriterien nicht erfüllen. Natürlich kann sie auch ETFs nach ihren Vorlieben mischen, anders gewichten und den hohen Anteil von US-Aktien in allen MSCI-World-Ablegern durchs Hinzunehmen von Europa-ETFs oder Schwellenländer-ETFs zumindest teilweise ausgleichen. So oder so, angenommen, ihre ETFs werfen eine durchschnittliche Rendite von fünf Prozent im Jahr ab, werden aus den 50.000 Euro nach 20 Jahren immerhin 132.665 Euro – vor Steuerabzügen wohlgemerkt.
Nun fragen Sie sich vielleicht, warum entscheidet sich die Anlegerin für eine Einmalanlage und nicht für einen Fondssparplan und investiert stattdessen alles auf einmal in den Aktienmarkt? Das beruht auf ihrer – durch wissenschaftliche Studien – belegte Überlegung, dass die Kurse an den Aktienmärkten langfristig immer nach oben gehen – und dass dies so bleiben wird. Die Einmalanlage bringt deshalb mehr als der Sparplan, weil ja von Anfang an die ganze Summe investiert worden ist, die sich über die Jahre vermehrt. Für weitere Informationen dazu lesen Sie den Ratgeber zur ETF-Anlage für Einsteiger auf biallo.de.
Was aber kommt nun insgesamt heraus?
In unserer Beispielrechnung sind aus einem Anlagebetrag von 100.000 Euro binnen 20 Jahren 213.070 Euro geworden. Hätte die Anlegerin das Geld für zehn Jahre angelegt, wären mit diesen Zinsen und Renditen aus den 100.000 Euro 144.838 Euro geworden.
So entwickelt sich eine Einmalanlage von 100.000 Euro
Die Beispiele zeigen: Mit 100.000 Euro Startkapital braucht man schon (fast) ein ganzes Leben, um Millionär oder Millionärin zu werden. Bei einer Durchschnittsrendite von jährlich fünf Prozent sind erst nach knapp 48 Jahren aus 100.000 Euro etwas mehr als eine Million Euro geworden. Und selbst mit 250.000 Euro Startkapital und derselben Rendite von fünf Prozent braucht man dafür 29 Jahre.
Wie Sie das Pantoffel-Portfolio mit einem Auszahlplan kombinieren können
Bei Bedarf können Sie auch Ihr Kapital teilweise in ein festes monatliches Zusatzeinkommen umwandeln und sich gleichzeitig die Chancen auf höhere Renditen nicht entgehen lassen. Dann kombinieren Sie einfach Festgeld mit der Anlage in Aktien-ETFs und Auszahlplänen.
Beispiel: 250.000 Euro stehen zur Verfügung, genug Geld auf dem Tagesgeldkonto ist schon vorhanden. 125.000 Euro wandern wie in Abschnitt I beschrieben in den Zinsteil, verteilt auf Festgeld und Auszahlpläne zu verschiedenen Laufzeiten, die anderen 125.000 Euro fließen in Aktien-ETFs. Das Problem dabei: Auf der einen Seite schrumpft das Kapital durch die monatlichen Auszahlungen, auf der anderen Seite nimmt das Gewicht der Aktien-ETFs zu, wenn die Kurse an der Börse steigen. Deshalb ist auch hier wichtig, dass Sie einmal im Jahr Ihren Geldtag einlegen und darauf schauen, wie sich das mit einem Auszahlplan kombinierte Pantoffel-Portfolio entwickelt hat. Hat der ETF-Anteil um mindestens zehn Prozent an Wert gewonnen, sollte man sich die Gewinne sichern und entsprechend Anteile verkaufen, um wieder auf den Ausgangswert zu gelangen. Die sicher gestellten Erträge fließen dann wieder in neue Zinsanlagen. Gleichzeitig können Sie mit zunehmendem Alter den ETF-Anteil reduzieren. Das kommt Ihnen womöglich gerade im Rentenalter entgegen. „Mit 85 wird es mir vielleicht zu kompliziert und mühsam, ein Pantoffelportfolio mit Auszahlplänen zu betreuen. Dann kann man ja alles in Festgeld und Auszahlpläne stecken“, sagt Finanzexperte Larisch.
Tipp: Wenn Sie sich nicht selbst um Ihre Geldanlage kümmern, können Sie das auch Robo Advisors überlassen, Anlagerobotern, die das Geld ihrer Kundinnen und Kunden mit Hilfe automatisierter Computerprogramme investieren. Auch bei diesen Angeboten gibt es Pantoffel-Portfolios mit einem Sicherheits- und einem Renditebaustein, bei denen automatisch rebalanciert wird, so zum Beispiel bei der Fondsgesellschaft Fidelity.
Den kompletten biallo.de Ratgeber zu diesem Thema gibt es hier: https://link.biallo.de/meijx9jd/
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