„Das Jubiläum ‚175 Jahre Psychiatrie in Schwaben‘ setzt einen wichtigen Meilenstein in unserer sozialpsychiatrischen Geschichte. Denn wir als Bezirk Schwaben tragen nicht nur die Verantwortung für die psychiatrische Versorgung heute, sondern auch für eine lebendige Erinnerungskultur. Nur wer sich erinnert, kann vermeiden, dass Verbrechen der Vergangenheit künftig noch einmal geschehen. Der neue Informationsraum zur Geschichte der Anstalt Irsee trägt dazu bei,“ unterstreicht Sailer.
Der Ausstellungsraum erläutert anhand historischer Objekte, mit Texten, Fotos und einer App die regionale Psychiatriegeschichte zwischen 1849 und 1972 sowie die 1981 einsetzende Erinnerungskultur. „Der Informations- und Ausstellungsraum kommt zur rechten Zeit“, meint Schwabens Bezirkstagspräsident, „einer Zeit, in der rechte Strömungen versuchen, an den Stützpfeilern der Demokratie zu rütteln. Wir hingegen erinnern an menschenverachtende Ideologien und rufen sie uns immer wieder als Mahnung vor Augen.“
Der Leiter des Schwäbischen Tagungs- und Bildungszentrums Kloster Irsee, Dr. Stefan Raueiser, ergänzt: „Die von der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern geförderte Handy-App, die von zu Hause aus kostenlos heruntergeladen werden kann, nimmt uns mit in den Anstaltsalltag. Wir erfahren etwas über historische wie über moderne Therapieansätze. Außerdem bringen uns Erzählungen die Perspektiven von Pflegenden wie Ärzten nahe. Filmausschnitte und Patientengeschichten konkretisieren die Anstaltsgeschichte“. Martin Sailer betont: „Heute ist es wichtiger denn je, mit Vorurteilen aufzuräumen und psychisch erkrankten Menschen einen Platz in der Mitte unserer Gesellschaft einzuräumen. Unser aller Ziel muss es sein, das Stigma psychischer Erkrankungen zu bekämpfen. Betroffene müssen die Hilfe erhalten, die sie benötigen“.
Der zum Ende der Veranstaltungsreihe „teilhaben, bewirken, wachsen: 175 Jahre Psychiatrie in Schwaben“ eröffnete Informations- und Ausstellungsraum mit zugehöriger Handy-App ist zu den Öffnungszeiten des Schwäbischen Bildungszentrums Kloster Irsee frei zugänglich. Unter dem Motto „Anstalt Irsee: informieren, gedenken, bilden“ wird über die 123-jährige Anstaltsgeschichte von Kloster Irsee informiert, der über 1.000 Irseer Opfer der NS-Patientenmorde gedacht und dazu aufgefordert, eigene ethische Maßstäbe herauszubilden, damit Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen nicht stigmatisiert werden.
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