Blick nach vorn für einen sozial und ökologisch nachhaltigen Milchsektor

Der Sektor ist:
Für den Vorsitzenden des European Milk Board (EMB), Erwin Schöpges, sind die oben genannten Bedingungen keine Utopie, kein Ding der Unmöglichkeit. Sie können geschaffen werden, wenn der gesellschaftliche und politische Wille dafür groß genug ist: „Wir spüren überall in der Gesellschaft, dass der Wunsch nach Wandel, nach einer sinnvollen und fairen Lebensweise sehr stark geworden ist. Auch die COVID-19-Krise hat uns noch einmal deutlich vor Augen geführt, wie sehr wir alle aufeinander angewiesen sind und wie wichtig die Menschen sind, die tagtäglich für unsere Versorgung arbeiten. Sie sind genauso bedeutend wie auch ein vernünftiger Umgang mit unseren ökologischen Ressourcen. Deshalb muss sich etwas ändern.“ Dieser Wunsch in der Gesellschaft nach einer nachhaltigen und verantwortungsvollen Lebens- und Produktionsweise ist ein Motor, der letztlich auch konkrete Maßnahmen nach vorne bringen kann.
Die EU-Kommission versucht derzeit mit ihren Vorschlägen zum Green Deal und der Farm-to-Fork-Strategie den Forderungen aus der Gesellschaft nach mehr Nachhaltigkeit gerecht zu werden. „Dass die Kommission auf die Forderungen reagiert, ist sicherlich sehr wichtig. Für die nachhaltige Entwicklung der EU und nicht zuletzt auch für ihre eigene politische Rechtfertigung“, so Erwin Schöpges. „Um mehr Nachhaltigkeit zu schaffen, muss sie aber all jene Akteure mit ins Boot nehmen, die die Konzepte letztlich umsetzen müssen. Im Agrarsektor sind das insbesondere auch die LandwirtInnen.“
Doch jene brauchen zuerst einen Rahmen, der der derzeitigen Ausbeutung ein Ende setzt. Das heißt also kostendeckende Preise, faire Einkommen und eine tatsächlich verbesserte Position in der Wertschöpfungskette. Auch ist es extrem wichtig, dass die höheren Kosten, die durch die höheren Auflagen entstehen werden, nicht an den ErzeugerInnen hängen bleiben. Denn das würde die aktuelle Ausbeutungssituation noch verschärfen.
Sieta van Keimpema, die Vizevorsitzende des EMB, weist in diesem Zusammenhang auf einen hohen Nachbesserungsbedarf der EU-Kommission bei ihren aktuellen Vorschlägen hin: „Diese notwendigen Aspekte kommen in der Farm-to-Fork-Strategie sowie der aktuellen GAP-Reform eindeutig noch zu kurz. Es ist nicht ersichtlich, wie die Erzeugersituation in der Praxis stabilisiert und nicht noch weiter verschlimmert werden soll.“ Sieta van Keimpema lädt die EU-Institutionen daher dazu ein, diesen Punkten in einem nachgebesserten Papier ausreichend Platz einzuräumen. „Erst dann haben wir für die EU ein erfolgreiches nachhaltiges Konzept“, so van Keimpema. Wie die EMB-Vizevorsitzende weiter betont, wollen die MilcherzeugerInnen des EMB zusammen mit der EU optimistisch nach vorn schauen und in gemeinsamer Verantwortung die Rahmenbedingungen für eine tatsächlich sozial und ökologisch nachhaltige Zukunft gestalten. Vorschläge dazu hatten sie der EU-Kommission bereits in den vergangenen Wochen zukommen lassen.
Veranstaltungshinweis zum Weltmilchtag
Webinar zum Thema "Covid-19 verschärft die aktuelle Milchkrise in Westafrika und Europa"
Wann: am 29. Mai 2020, von 11:30 bis 13:00 Uhr
In Anwesenheit von europäischen und afrikanischen Milcherzeugern, Experten und Entscheidungsträgern.
Das Webinar wird auf der Facebook-Seite von Vétérinaires Sans Frontières live übertragen. Sprache ist Französisch.
Marktverantwortungsprogramm – MVP
Das MVP ist ein Programm für den EU-Milchsektor, das zum Einsatz kommt, wenn der Milchmarkt aus dem Gleichgewicht zu geraten droht. Eine Kombination aus Marktbeobachtung und -reaktion ermöglicht es, drohende Krisen zu erkennen und in einem 3-Stufen-Programm auf sie zu reagieren
Krisen erkennen – Marktindex
Reaktion auf Krisen – Einsatz des MVP
Die Anwendung des MVP ist in 3 Stufen vorgesehen:
1. Frühwarnung (Absinken des Index um 7,5 %)
2. Krise (Absinken des Index um 15 %)
3. Phase Obligatorische Kürzung (Absinken des Index um 25 %)
Ende der Krise – Aufhebung der Krisenmaßnahmen
Entwickelt sich der Index wieder in Richtung 100 Punkte und sind die Prognosen der Monitoringstelle für den weiteren Marktverlauf positiv, so kann die Krise für beendet erklärt werden. Zu diesem Zeitpunkt enden sämtliche produktionsbeschränkende Maßnahmen. Eingegangene Verpflichtungen auf freiwilliger, vertraglicher Basis enden vereinbarungsgemäß.
European Milk Board
Bahnhofstr. 31
59065 Hamm
Telefon: +32 (2) 8081935
Telefax: +32 (2) 8088265
http://www.europeanmilkboard.org