Bleiben bei Regionalbahnen Räder auf der Strecke?

Die Menschen in Deutschland möchten mit ihrem Fahrrad fahren – nicht nur für die täglichen Strecken, sondern auch in der Freizeit. Doch häufig ist am Bahnhof Endstation für das Rad. Spätestens das 9-Euro-Ticket hat gezeigt, wie schnell die Bahn an ihre Grenzen stößt. Wer sein Rad mitnehmen will, findet nur mit Glück einen Platz. Daran wird auch das 49-Euro-Ticket nichts ändern.

Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Reisebeschränkungen sorgten für viel Frust, aber auch für neue Gedanken. Viele haben plötzlich die Heimat als Urlaubsziel entdeckt und diese ganz klimafreundlich und sportlich auf dem Fahrrad erkundet. Dabei sind sie häufig mit der Bahn angereist – sofern dies möglich war. Oder die Tagesausflügler sind zum Ziel geradelt und haben die Bahn für den Rückweg genutzt. Samt Rad. Mit dem Fahrrad zu verreisen ist also möglich, aber oft gar nicht so leicht.

Das 9-Euro-Ticket war ein Stresstest für den Schienenverkehr. „Lassen Sie das Rad zu Hause“, warnten die Radiosender bahnfahrende Ausflügler. Häufig mussten Radler einen oder mehrere Züge auslassen, weil die Züge zu voll waren. Dabei ist die Mitnahme des Fahrrads in Nah- und Regionalverkehrszügen für 60 Prozent der Verkehrsteilnehmer sehr wichtig. Das ergab eine aktuelle Studie des Sinus-Instituts.

Bahn setzt zu wenig auf Räder im Zug

Mobilitätspionier Ronald Bankowsky hat sich vorgenommen, bis 2030 vier Millionen Menschen in Deutschland zusätzlich auf das Rad zu bringen. Mit der Kampagne SteigUm.de und einer extra für Radfahrer entwickelten App, dem Biketour.Guide, soll dies gelingen. Der Unternehmer hat bereits mit mein-dienstrad.de sein Gespür für Trends bewiesen. Als er mein-dienstrad.de gründete, wusste noch kaum jemand, was Dienstradleasing überhaupt ist. Mit seinem neuen Unternehmen fast2work hat er jetzt den Radtourismus ins Visier genommen. Hierbei geht es nicht um Fernreisen, sondern um Radtouren in die nähere Umgebung. Übrigens ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor, und die Bahn spielt dabei eine wichtige Rolle.

„Ich bin wirklich gerne mit der Bahn unterwegs, aber wenn es um die Kombination Bike und Bahn geht, dann hören wir nur von Parkhäusern für Räder und von Mietoptionen am Bahnhof. Das ist viel zu kurz gedacht und geht an den Bedürfnissen der Menschen vorbei“, erklärt der Oldenburger, „denn Leihräder, wie sie an den Bahnhöfen stehen, sind für kurze Wege okay, aber für lange Touren nicht geeignet. Die Leute hierzulande haben inzwischen sehr gute und teure Räder, die genau auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sind. Das günstige Fahrrad aus dem Supermarkt ist für viele keine Option mehr, dafür gibt es immer mehr High-End-Räder, E-Bikes und Exoten auf deutschen Straßen.“

Die Fahrradbranche boomt, und nach wie vor hat das Fahrrad das größte Wachstumspotenzial im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln, der Fahrrad-Monitor des Sinus-Instituts liefert eindeutige Zahlen. 67 Prozent der Leute nutzen das Rad als Verkehrsmittel und für alltägliche Erledigungen, und satte 75 Prozent nutzen das Rad vor allem in der Freizeit. 62 Millionen Bürger unternehmen mit ihrem Fahrrad mehrmals im Jahr Ausflüge oder sogar Urlaube, sie fahren in Naherholungsgebiete und nehmen es mit, um auf Wandertouren eine Abwechslung zu haben. Kurzum: Für die meisten Menschen ist das Fahrrad sowohl im Alltag als auch in der Freizeit nicht mehr wegzudenken. Rund 5,3 Millionen Menschen haben 2021 laut ADFC den Nahverkehr der Bahn für Radreisen und Tagesausflüge mit dem Rad genutzt.

Bis 2030 soll Deutschland nach dem Willen der Bundesregierung zum Fahrradland werden. Kommunen fördern dies nach Kräften mit Radwegen und einer Verbesserung der Infrastruktur. Bankowsky versteht nicht, warum die Bahn noch immer auf Parkhäuser fixiert ist und zu wenig für die Mitnahme von Rädern tut. „Ist es nicht höchste Zeit, dass sich die Bahn auch auf den Verkehr der Zukunft vorbereitet und auf die Wünsche der Fahrgäste eingeht? Denn eine Kombination der klimafreundlichsten Verkehrsmittel wäre doch optimal“, fordert Bankowsky.

Status quo und Zukunft

65 Prozent der Züge möchte die Bahn bis 2025 im Fernverkehr mit Fahrradstellplätzen ausstatten. Doch nicht freiwillig, sondern durch die überarbeitete europäische Fahrgastrechtverordnung. Pläne für den Regionalverkehr in diese Richtung gibt es im Moment nicht, erklärt Dennis Fiedel, Pressesprecher beim Schleswig-Holsteinischen Verkehrsverbund NAH.SH: „Das P im ÖPNV steht für Personen, und darauf hat die Bahn ihren Fokus gelegt. Und auch technisch wird es schwierig“, erklärt der Kieler. Anfang der Zweitausender Jahre habe es einmal an je einem Zug einen Extrawaggon für Räder auf der Strecke Hamburg-Sylt und der Strecke Hamburg-Travemünde gegeben, berichtet er, sogar mit extra Radschaffner, der half, die Zweiräder zügig in die Bahn zu bugsieren. „Das Angebot wurde aber nicht immer gut angenommen, jedenfalls nicht bei Schietwetter. Das Experiment war sehr teuer und hat sich finanziell überhaupt nicht getragen, daher haben wir es dann im Zuge der damaligen Mittelkürzungen nach Koch/Steinbrück wieder eingestellt.“

Auch haben Bahnsteige nur eine begrenzte Länge und gerade im Regionalverkehr setzten sich durchgängige Triebzüge mit einer festen Länge durch, so Fiedel. „Einfach einen Waggon anhängen, das geht also nicht. Der einzige Weg, um mehr Räder mitnehmen zu können ohne andere Plätze zu verlieren, wäre die Erhöhung der Taktzahl bei unseren Bahnen, dazu bräuchten wir aber auch deutlich mehr Geld. Wir verfolgen momentan vor allem die Verbesserung der Abstellmöglichkeiten für Räder an den Bahnhöfen. Aus unserer Sicht ist hier der Bedarf – und die Chance, viel zu erreichen. Und nicht bei der Mitnahme von Fahrrädern in der Bahn.“ Etwa 10.000 Fahrradstellplätze gibt es heute, 50.000 sind noch geplant. 675 Kommunen unterstützen dieses Vorhaben.

Für Ronald Bankowsky ist dies gut, aber nicht genug. „Fahrräder sind längst nicht mehr einfache Fortbewegungsmittel, sondern Lifestyleprodukte, Fitnessgeräte und Gefährt in einem. Wer lässt das schon gern am Bahnhof stehen und leiht sich am Ankunftsort ein 08-15-Bike, um damit einen großen Ausflug zu machen. Nein, das ist kein Zukunftskonzept. Ich hoffe, dass die Bahn diesen Trend erkennt, denn die Zahlen sprechen für sich. Gerade, wenn wir CO2 einsparen wollen, sollte die Bahn ihre Angebote für Radfahrer diversifizieren, attraktiver machen und vor allem nicht an den Bedürfnissen der Fahrgäste vorbeiplanen. Bisher ist es eine einseitige Liebe ohne größeren Dialog. Es wäre toll, wenn die Radfahrer mehr in den Fokus der Bahn rückten und beide gemeinsam neue Konzepte entwickeln könnten.“

Weitere Informationen:
Offizielle Website: biketour.guide, steigum.de

Über die fast2work GmbH

Die Oldenburger fast2work GmbH wurde 2021 von Ronald Bankowsky und Michael Ross gegründet. Das Unternehmen betreibt die Webseite SteigUm.de, mit der mögliche Kosteneinsparungen zwischen Fahrrad und Auto visualisiert werden. Zum Portfolio gehört auch die Biketour.Guide-App, die individuelle Fahrradrouten ausarbeitet und Points of Interest an der Strecke anzeigt und erklärt. Die App bietet Unternehmen die Möglichkeit, die Kundenbindung zu stärken. Die fast2work GmbH möchte damit mehr Menschen motivieren, ihr Fahrverhalten für eine nachhaltige Zukunft zu ändern. Dafür benutzt das Unternehmen den Claim „Because it’s the right thing to do“.

Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:

fast2work GmbH
Wickenweg 52
26125 Oldenburg
Telefon: +49 (441) 9985-800
http://www.fast2work.de

Ansprechpartner:
Constanze von Kettler
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